Monitor Digitalisierung: Vom Trend zur Strategie

Beitrag von Lisa Messenzehl

Foto: Pixabay

 

Zurzeit vergeht in Europa kaum eine Woche ohne Veranstaltung zu den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung im Bildungsbereich. Wo keine Veranstaltung stattfindet, wird stattdessen ein Papier mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Unter dem Schlagwort Digitalisierung werden alte Debatten wiedereröffnet, weitergeführt und neu legitimiert. Diese Debatten müssen geführt werden, da wir uns bereits mitten im Digitalisierungstrend befinden. Aber die Fragestellungen haben sich verändert: Heute geht es in Bezug auf Digitalisierung nicht mehr um das ob, sondern um das wie. Das gilt auch für die Hochschulwelt.

Aktuelle Studie von Berinfor

Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich ein Blick in die aktuelle Studie von Berinfor Die digitale Zukunft der Hochschule – Wie sieht sie aus und wie lässt sie sich gestalten? Sie zeigt, dass die grosse Mehrheit der befragten Führungskräfte und Mitarbeitenden aus Schweizer und Deutschen Hochschulen in der hochschulstrategischen Verankerung einen geeigneten Weg sehen, um die Digitalisierung innerhalb der Hochschulen weiter voranzutreiben. Die Studie zeigt auch ein Spannungsfeld auf: Die Befragten schätzen das Entwicklungspotenzial der Digitalisierung für ihre Hochschulen im Bereich Lehre und Studium als sehr hoch ein. Die Nutzung digitaler Möglichkeiten an den Hochschulen ist aktuell jedoch vergleichsweise gering. Als Gründe werden die hierfür oftmals nicht ausgelegte Infrastruktur und ein Mangel an qualifiziertem Personal genannt. Als Lösungsansätze werden Anreizsysteme oder die Anerkennung digitaler Projekte vorgeschlagen, und zwar in Form eines agilen Multi-Projektmanagements: Anstatt unübersichtlicher Mammut-Projekte zur Digitalisierung sollen kleinere Projekte mit realistischen, erreichbaren Zielen aufgegleist werden.

Im Monitor Digitale Bildung – Die Hochschulen im digitalen Zeitalter bringen die Autoren zudem das Thema Ressourcen auf den Punkt: «Nicht zuletzt braucht es dann aber auch die notwendigen Ressourcen und einen tragfähigen Skalierungsansatz, um solche Ansätze in die Breite tragen zu können. Essentiell ist die Überführung erfolgreicher Projekte in regelhafte Daueraufgaben der Hochschulen. Aus persönlichem Engagement einzelner Vorreiter muss breites institutionelles Engagement werden» (S. 43).

Digitalisierung als Mittel zum Zweck

Die Berinfor-Studie plädiert: «Die ‘Digitalisierung’ der Hochschule bedarf keiner Strategie im eigentlichen Sinne. Vielmehr sollte sie Mittel zum Zweck sein und keinen Selbstzweck darstellen. […] Aus dieser Perspektive [wird] die ‘Digitalisierung’ zum Hilfsmittel und nicht mehr zu einer riesigen ‘Baustelle’, die zu bewältigen ist» (S. 21). Eine ähnliche Stossrichtung hat auch das deutsche Hochschulforum Digitalisierung angeschlagen. Im Ende 2016 erschienenen Bericht The Digital Turn – Hochschulbildung im digitalen Zeitalter wird resümiert: «Die Digitalisierung ist […] kein Selbstzweck: Die strategische Beschäftigung der Hochschulen mit diesen Fragen sollte daher von den grundsätzlichen Fragen geleitet sein, wie digitale Technologien dabei helfen können, Probleme der Hochschulen, der Lehrenden und der Studierenden zu lösen, und welche neuen Chancen der Einsatz digitaler Medien birgt, die Lehre weiter zu verbessern» (S. 16).

Beitrag von Lisa Messenzehl


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