Mehr Präsenz im Unterricht durch Audience-Response-Systeme

Beitrag von Fenja Talirz

Foto: Kahoot

Smartphones im Unterricht: Fördern oder verbieten? Diese vieldiskutierte Frage haben wir auch hier auf unserem Blog bereits erörtert. Einmal mehr gibt es keine pauschale Antwort: Auf das Wann, Wo und Wie kommt es an. Ausgehend von der Grundhaltung, dass Smartphones die Präsenzlehre bereichern können, stellt sich also gleich die nächste Frage: Welche App ist für meinen Unterricht die richtige?

Was können Audience-Response-Systeme?

Die Rahmenbedingungen vieler Lehrveranstaltung sehen sehr ähnlich aus: Präsenz-Settings mit einer gewissen Grössenordnung Studierender, irgendwo zwischen Seminarklasse und studiengangübergreifender Vorlesung. Das Betreuungsverhältnis macht es schwer bis unmöglich die Studierenden in jeder Lektion individuell wahrzunehmen; vielleicht diktiert allein schon die Anordnung der Pulte und Sitzreihen ein lehrerzentriertes Unterrichtsformat. Innerhalb dieser Bedingungen kann der Einsatz von Audience-Response-Systemen, auch Classroom Response, Clicker- oder Live-Voting-Tools genannt, dazu beitragen

  • Studierende aktiv einzubinden und aus einer Konsumhaltung herauszulocken
  • in Echtzeit zu erfahren, ob die Studierenden dem Unterricht folgen können
  • Gelegenheiten für formative Assessments zu schaffen

ARS-Tools gibt es unterdessen unzählige; von ZHAW bis Swisscom haben viele Institutionen eigene Systeme entwickelt. Das Prinzip ist immer dasselbe: Eine Lehrperson/ReferentIn wirft via Beamer vorbereitete Fragen in den Raum. Die ZuhörerInnen beantworten am Smartphone unter anonymem Nickname die Frage. Anschliessend erzeugt das Tool in Echtzeit eine grafisch aufbereitete Gesamtauswertung der eingegangenen Antworten, welche über den Beamer ins Plenum gespielt und gemeinsam diskutiert wird. Entsprechend können ARS-Tools überall eingesetzt werden, wo Beamer und W-LAN vorhanden sind – auf die Smartphones ist sowieso Verlass.

Unterschiedliche Use Cases

Grundsätzlich lassen sich zwei Anwendungsfälle unterscheiden: Bei der Vorlesungsbegleitung können ARS-Tools eingesetzt werden um Studierende punktuell mit vorbereiteten Fragen direkt anzusprechen und eine Gesamtauswertung aller Antworten zu diskutieren. Studierenden können während der Lehrveranstaltung anonym Fragen einreichen und in Echtzeit Rückmeldungen dazu abgeben, ob sie gut mitkommen. Auch allfällige Vorbereitungsaufträge für eine Vorlesung können von Dozierenden mit ARS-Tools aufgegriffen und reflektiert werden.

Mögliche Lösungen:

  • arsnova.voting ist eine Open Source Feedback-App von der Hochschule für die Hochschule. Ein Blog erklärt die Features der App, bietet didaktische Szenarien und Tutorials
  • Mobile Response ist ein zhaw-internes Produkt des ZID. Lehrpersonen der ZHAW können sich mit dem Hochschul-Account einloggen um die Feedback-App zu nutzen

Beim Quiz hingegen treten die Studierenden in einem spielerischen Fragewettbewerb live gegeneinander an. Die Lehrperson bereitet die Fragen vor und bestimmt jeweils, wie lange (meist: wie viele Sekunden) die Studierenden zur Beantwortung Zeit haben. Punkte gibt es oft sowohl für Korrektheit als auch für Schnelligkeit, was die Studierenden zu höchster Konzentration anspornt. Nach jeder Frage kann ein vorläufiges Ranking eingeblendet werden, bis am Schluss das Sieger-Treppchen feststeht. Der motivationssteigernde Effekt solcher Gamification-Elemente kann erstaunlich sein!

  • arsnova.click ist die ergänzende Quiz-App zu arsnova.voting und stammt vom gleichen Entwicklerteam. Sie funktioniert rein browserbasiert und erfordert kein Login
  • kahoot wurde ursprünglich für den Schulbereich entwickelt und hat ein entsprechend jugendliches Design. Sehr intuitive Bedienung, eher beschränkte Frage-Möglichkeiten

Lessons Learned

Es muss erwähnt werden, dass die spielerisch-kompetitive Wirkung von Quizzes verpuffen kann, wenn diese zu oft eingesetzt werden. Sie dienen vor allem der Aktivierung und eignen sich nicht als Leistungsnachweis. Jedoch geben sie einer beliebig skalierbaren Anzahl Lernender die Gelegenheit, sich selbst zur überprüfen und mit ihren Peers zu messen, während die Lehrperson eine Momentaufnahme der Lernstände erhält.

Ich selbst setze im Englischkurs auf BM-Stufe Kahoot-Quizzes ein. Aktives Zuhören in einer Fremdsprache ist immer eine Herausforderung, erst recht am späten Nachmittag. Umso wirksamer ist es, Hörverständnis mit Spass zu verbinden. Das muss nicht kompliziert sein: Die Lernenden schauen eine 10-minütige Nachrichtensendung (schon in der Muttersprache eine dichte, recht anspruchsvolle Textsorte) und beantworten dazu anschliessend ein Kahoot-Quiz mit zehn inhaltlichen Fragen. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob Kahoot das Richtige sei um eine Gruppe BM2-Lernender (Altersdurchschnitt um 20 Jahre) zu motivieren – gemäss Schüleraussage sind die zwanzig Minuten Quiz jedoch «s Beschte vom Kurs».

Beitrag von Fenja Talirz


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