Biologische Pestizide zur Bekämpfung von Heuschreckenschwärmen

Ein Beitrag von Gillea Parizzi

Abbildung 1: Ausbringung von chemischen Pestiziden auf einem Feld. Quelle: Phanuwat Nandee, Colourbox, Royalty Free)

Heuschreckenplagen mit biologischen Pestiziden statt mit chemischen Pestiziden zu bekämpfen, kann zukünftig eine Chance für das Ökosystem sein.

Da in Ostafrika Ernten ausgefallen sind, bedrohen riesige Heuschreckenschwärme die Existenz vieler Menschen. Vielerorts wird nun versucht, die Plage mit chemischen Pestiziden zu regulieren. Menschen versprühen vom Boden aus oder mithilfe von Flugzeugen Pestizide auf ganze Felder.

Hätte die präventive Bekämpfung von Heuschrecken zu einem früheren Zeitpunkt effizienter stattgefunden, wäre die Menge der eingesetzten chemischen Pestizide heute reduzierter ausgefallen (Lecoq, 2010). Da dies aber nicht der Fall war, muss jetzt mit den Konsequenzen umgegangen werden.

Die Auswirkungen der chemischen Pestizide sind gefährlich und greifen auf drastische Art und Weise in das ganze Ökosystem ein. Böden reichern sich mit Schadstoffen an, die ins Grundwasser und schliesslich in weitere, grosse Gewässer gelangen. Nicht nur Schädlinge, sondern auch natürliche Nützlinge sterben durch den Einsatz von Pestiziden.

Es gibt bereits biologische Pestizide als Alternativen zu den chemischen Varianten, doch welche sind das? Und hat deren Einsatz eine Zukunft?

Welche biologischen Pestizide zur Kontrolle von Heuschrecken gibt es?

Seit bald 20 Jahren arbeiten nun verschiedene Forschungs- und Entwicklungsorganisationen wie beispielsweise das LUBILOSA Programm, gegründet in Grossbritannien, mit den von Heuschreckenplagen betroffenen Ländern an der Entwicklung alternativer Bekämpfungstechnologien (Lecoq, 2010). Dazu gehört ein Biopestizid auf der Basis des Pilzes Metharizium acridium (ex. M. anisopliae var. Acridium), das für Heuschrecken giftig ist sowie ein Pheromon namens Phenylacetonitrile (PAN), welches das Schwarmverhalten insbesondere der Wüstenheuschrecken stark beeinflusst (Spimpson et. al., 2005).

Hat der Einsatz biologischer Pestizide zur Kontrolle von Heuschrecken eine Zukunft?

Der Einsatz des Metarhizium acridum gegen die Wüstenheuschrecke war bisher sehr begrenzt. Weder die Mykopestizide (Pestizide auf Pilzbasis) noch die Pheromone wurden präventiv oder während eines Notfalls bei einer Heuschreckeninvasion eingesetzt (Lecoq, 2010). Versuche in Niger und Australien haben aber gezeigt, dass der Pilz Metarhizium acridium unter normalen Bedingungen kultiviert und angewendet werden kann und dass die Bekämpfung wirksam sowie lang anhaltend ist (Lomer et. al., 2001).

Ein Kritikpunkt am Pilz Metarhizium acridum ist, dass die Abtötungsgeschwindigkeit der Heuschrecken im Vergleich zu einer Reihe häufig verwendeter chemischer Pestizide vergleichsweise langsam ist (Lomer et. al., 2001). Unterschiedliche Feldversuche zeigten, dass das Absterben normalerweise nicht früher als sechs Tage nach dem Sprühen erfolgte (Lomer et. al., 2001).

Als kostengünstige und effiziente Option dürfte der Einsatz von Mykopestiziden wie der Pilz Metarhizium acridum und auch Pheromone insbesondere in Afrika, sehr begrenzt bleiben. Es sei denn, regulatorische oder finanzielle Anreize können gesetzt werden, um die Aufnahme in Kontrollkampagnen zu fördern (Lecoq, 2010).

Aus meiner Sicht gewinnen alternative Lösungen wie Mykopestizide oder Pheromone zur Bekämpfung von Heuschrecken an grosser Bedeutung. Sie sind jedoch zum heutigen Zeitpunkt noch keine alleinige Lösung für die Zukunft, da die Ernährungssicherheit weiter gewährleistet sein muss. Der Gebrauch von chemischen Pestiziden ist dennoch sehr kritisch zu betrachten, nicht zuletzt wegen den Auswirkungen auf globale Böden und den Einwirkungen in die Ökosysteme. Zukünftig hat aber ein Zusammenspiel zwischen der Prävention von Heuschrecken und der Bekämpfung mit biologischen Alternativen durchaus eine Zukunft.

Dieser Blog-Beitrag entstand im Rahmen des Bachelormoduls Welternährungssysteme des Studiengangs Umweltingenieurwesen am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW im Frühjahrssemester 2020.

Quellen

FAO (2007). International Workshop of the Future of Biopesticides in Desert locust Management. Food and Agricultural Organization of the United Nations Rome. Saly, Senegal, 3-27.

Lecoq, M. (2010). Integrated Pest Management for Locusts and Grasshoppers: Are Alternatives to Chemical Pesticides Credible? *. Journal of Orthoptera Research, 19(1), 131–132.

Lomer C., Langewald J. (2001.) What is the place of biological control in acridid integrated pest management? Journal of Orthoptera Research, 10: 335 – 341.

Vincent, C., Goettel, M. S. & Lazarovits, G. (2007). Biological Control: A Global Perspective. CABI.

Blanford, S., Thomas B. M., Langewald, J. (1998). Behavioural fever in the Senegalese grasshopper, Oedaleus senegalenesis, and ist implications for biological control using pathogens. Ecological Entomology 23, 9-14.

Simpson S.J., Sword G.A., De Loof A. (2005). Advances, controversies and consensus in locust phase polyphenism research. Journal of Orthoptera Research 14: 213 – 222.


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