von Michele Pizzera
Viele Dozierende kennen die Situation: Das Roomkit ist installiert, die Studierenden sind von zu Hause zugeschaltet, die Vorlesung beginnt und alles scheint gut. Bis kurze Zeit später plötzlich der Kommentar im Chat zu lesen ist: «Wir hören Sie nicht!» Das Ein- und Ausstecken des Roomkits löst vorerst das Problem, jedoch nur für wenige Minuten. Liegt es an der Hardware? Oder an den Einstellungen auf dem Laptop? Als auch die vom ICT-Support vorgenommenen Änderungen in der Pause nicht lange anhalten und die Verbindungsprobleme wieder von neuem beginnen, meldet sich ein Student mit einer Idee. Er werde sich dem Online-Meeting mit dem Handy zuschalten, sich jeweils zwischen den Sprechenden hin- und herbewegen und ihnen das Handy als Mikrofon hinhalten. Der Lifehack funktioniert, das hybride Setting kann so erfolgreich weitergeführt werden, der Unterricht geht weiter.
Obiges Beispiel zeigt nicht nur, dass Studierende bei technischen Problemen gerne und freiwillig in die Bresche springen. Es illustriert vor allem das Potential von kreativen Lösungen. Die Digitalisierung ist eine Antwort auf die Komplexität unserer Gesellschaft (Nassehi, 2019), doch die damit einhergehenden Probleme sind ebenso komplex. Dies gilt ebenso für den Berufsalltag der Sozialen Arbeit, auch hier beschäftigen wir uns mit vielschichten Problemen. In der Bearbeitung und Lösung dieser Probleme ist es sinnvoll, sich regelmässig die zur Verfügung stehenden Ressourcen in Erinnerung zu rufen und sich zu fragen, in welchen Situationen diese optimal eingesetzt werden können, aber auch kreative Herangehensweisen sind gefragt. So bedeutet zum Beispiel das Fehlen eines offiziellen Ausbildungszertifikats eines:r Klienten:in nicht, dass keine Fertigkeiten vorhanden wären und er:sie keinen Job finden kann. Hier könnte eine innovative Inszenierung dieser Kompetenzen in der Bewerbung oder die gezielte, direkte Vernetzung mit potenziellen Arbeitgebenden dem:r Klient:in weiterhelfen. Und genauso muss das Versagen eines technischen Gerätes nicht unbedingt bedeuten, dass das hybride Setting nicht weitergeführt werden kann, wie wir oben gesehen haben.
Dieser Beitrag soll eine Einladung sein, auch Studierende in Problemlösungsprozesse und die Ausgestaltung von didaktischen Settings im Blenden Learning miteinzubeziehen. Je mehr Personen an der Lösung eines Problems beteiligt sind, desto höher die Kreativität und vielfältiger das Kompetenzspektrum. Kreative Herangehensweisen sind und werden auch im Berufsalltag der Sozialen Arbeit gefragt sein. Lassen wir Studierende also sich schon während des Studiums darin üben.
Ressourcen
Nassehi, A. (2019). Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft. München: C.H. Beck.
Quellen
Titelfoto von Michele Pizzera