In alle 12 von AGe+ geförderten Projekte im Bereich Lehre und Forschung erhielten die Teilnehmenden einen kurzen Einblick.

Einblick ins Schaffen von AGe+

Partizipative Ansätze in Lehre und Forschung standen im Zentrum der diesjährigen Herbsttagung des interdepartementalen Schwerpunkts AGe+. Zur Podiumsdiskussion waren deshalb Expert:innen eingeladen, die sich im Pensionsalter befinden. Ergänzend konnte ein reichhaltiger und bunter Strauss an Forschungsprojekten und sich in Entwicklung befindenden Bildungsangeboten präsentiert werden. Lieder zum Thema Alter, der informelle Austausch zwischen den Teilnehmenden und Strategien zur nachhaltigen Positionierung des Schwerpunkts rundeten das Programm ab.

«Nicht ohne uns über uns» soll auch für die Partizipation Älterer in der gerontologischen Forschung und Lehre gelten, wie es Sozialpolitikerin Marianne de Mestral an der Podiumsdiskussion betonte. Mireille Troesch-Jacot, die bei Innovage Zürich die ehrenamtliche Beteiligung von älteren Expert:innen in neuartigen Projekten fördert, geht es darum, sozusagen in die Schuhe Älterer zu schlüpfen – so schwierig das Unterfangen für Jüngere sein mag. Von blosser Teilnahme ist echte Partizipation zu unterscheiden, indem der Einbezug älterer Personen schon bei der Entwicklung von Fragestellungen beginnt, führte Peter C. Meyer, Vorstandsmitglied des Senior:innenverbands Zürcher Senior:innen (ZSS), aus. Zudem sollten sinnvollerweise öffentliche wie private Unternehmen ihre Dienstleistungen zusammen mit Älteren entwickeln. Best-Practice-Beispiele nannte dann Altersforscher François Höpflinger, etwa fachlich begleitete Quartierbegehungen mit älteren Personen zur Analyse und Verbesserung des Wohnumfelds. Grosses Optimierungspotenzial sieht er beispielsweise bei der Konzeption von Pflegeheimen, bei denen (künftige) Bewohner:innen kaum bis gar nicht einbezogen würden.

Die Podiumsdiskussion an der Herbsttagung von AGe+, 2023.
Die vier geladenen Expert:innen der Podiumsdiskussion v.l.n.r.: François Höpflinger, Mireille Troesch-Jacot, Marianne de Mestral, Peter C. Meyer.

Projektpräsentation – sprich Science Slam

Der inspirierenden Podiumsdiskussion vorausgegangen war die Präsentation der Früchte der bisherigen Projektarbeiten, die von AGe+ dank finanzieller Unterstützung der ZHAW angestossen werden konnten: Nicht weniger als 12 Projekte aus Forschung und forschungsbasierter Lehre wurden innerhalb eines Jahres gefördert und in Drei-Minuten-Sequenzen vorgestellt. Projektleiterin von AGe+, Katharina Fierz, bewies Rhyming-Talent, indem sie das interdepartementale Projekt «Türöffner:innen im Quartier» in Form eines Science Slams zusammenfasste:

Immer diese Flaschen füllen mir die Taschen. Könnt’ ich doch jemanden fragen, mir helfen diese Tasch’ zu tragen?

Die Nachbarn helfen schon, wo’s geht, mehr oder weniger diskret.

Manche sagen: nächsten Lenz ziehst du in die Altersresidenz. […]

Mit den «Türöffner:innen», dies Angebot soll stehen, wo viele Menschen oft hingehen.

Viele würden profitieren von Angeboten, die basieren

auf dem Bedarf oder Bedürfnis gar. Dieses wird durch Unterhaltung klar.

In unserem Wirkungsmodell, dies da leuchtet auf ganz hell,

und erklärt unser Begehr, Nachzufolgen ist nicht schwer.

Weil unterdessen sonnenklar, was nicht immer so klar war,

dass 3 x 1 mehr sind als 3. Die Erkenntnis nicht ganz schmerzfrei.

Doch wir drei haben sie geschafft. Die Türöffner:innen sind in Kraft!

In alle 15 von AGe+ geförderten Projekte im Bereich Lehre und Forschung erhielten die Teilnehmenden einen kurzen Einblick.
In alle 12 von AGe+ geförderten Projekte im Bereich Lehre und Forschung erhielten die Teilnehmenden einen kurzen Einblick.

Anwendungsorientierung und interdepartementaler Charakter kamen auch in den anderen Projekten zum Ausdruck: Bei der Entwicklung einer Übersetzungsapp für ausländische Pflegefachpersonen arbeiten Forschende der Departemente Angewandte Linguistik und Gesundheit eng zusammen. Im Projekt mit dem bezeichnenden Titel «Wenn Silber auf Grün trifft» spannt die Forschungsgruppe Grün und Gesundheit (Departement Life Sciences und Facility Management) mit dem Zentrum für Unternehmensrecht (School of Management and Law) zusammen. Um die Komplexität und Breite der verschiedenen, sich gegenseitig beeinflussenden Aspekte für ein autonomes und selbstbestimmtes Altern aufzuzeigen, bauen gleich drei Departemente zusammen einen Online-Kurs (MOOC) auf: die School of Management and Law mit ihrem Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie sowie die Departemente Gesundheit und Angewandte Linguistik.

«Mini Läbeserfahrig isch mini Superchraft»

Nicht nur eine Auflockerung von hoher musikalischer Qualität, sondern ebenso eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alter gestaltete das Duo Aeberli/Racine, insbesondere mit den selber geschriebenen Liedern: In «Karbon-Rollator» verarbeitet Sibylle Aeberli die Erfahrungen ihrer Mutter mit dem mobilitätsfördernden Hilfsmittel auf humorvolle Art. Selbstbewusstsein und Kompetenz werden im Lied «Everlasting Menopause» von Sibylle Aeberli mit dem Alter gleichgesetzt, ein Auszug (s. sogar.ch):

mini Läbeserfahrig isch mini Superchraft

wi mir Fraue underschätzt werded – grauehaft

ich wird älter, also logo – immer besser

s Sälbschtbewusstsii immer grösser

mir händ i dem Alter sones Potential, mir sind enorm vital

royal, optimal, illegal, mental, frontal, egal, orbital, lokal, universal, Wältall, total normal, femme fatale, brutal radikal

okay singe chani nüme wie ne Nachtigall

d Schtimm wird tüüüfer …

au die wird halt immer riifer …

Marianne Racine und Sibylle Aeberli schafften mit musikalischer Bravour und Humor einen künstlerischen Zugang zum Thema Alter und sorgten für Auflockerung.
Marianne Racine und Sibylle Aeberli schafften mit musikalischer Bravour und Humor einen künstlerischen Zugang zum Thema Alter.

Multiperspektivität und fachliche Diversität als Stärke

Vernetzung der Akteur:innen innerhalb und ausserhalb der Hochschule, vertiefte Auseinandersetzung mit partizipativer Altersforschung, Einblick in die Forschungsarbeit und ein interaktives, kurzweiliges Programm – die Ziele der Tagung wurden mehr als nur erreicht. Doch wie weiter?

In ihrem Input nannte Katharina Fierz als Potenzial und Stärken von AGe+: die Entwicklung von multiperspektivischen Fragestellungen, die Orientierung an gesellschaftlich relevanten Themen, eine konsequent interdepartementale Kooperation, eine grosse fachliche Diversität an der ZHAW und die Fachbibliothek, die mit ihren Angeboten den direkten Kontakt zu älteren Menschen und Fachpersonen sicherstellt. Grundlagen genug, um als nächsten Schritt die institutionelle Verankerung des gerontologischen Schwerpunkts an der ZHAW anzugehen!

Auch wenn im herbstlichen Zeitverlauf die Blätter draussen fielen, waren sich die Teilnehmenden der Tagung einig, dass der interdepartementale Schwerpunkt AGe+ laufend frühlingshaft neue Ideen und Projekte erblühen lassen wird.

Weiterführende Informationen

Forschungsprojekte an der ZHAW im Bereich Alter

Ein Beitrag der Kerngruppe AGe+


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert