Beitrag von Miriam Fischer und David Appel
Mitarbeitende der ZHAW haben die Möglichkeit, von Februar bis Mai 2019 an einem Onlinekurs zum Thema Open Networked Learning teilzunehmen. Mittels Problem Based Learning (PBL) werden Aspekte des Onlinekursdesigns und der Online-Zusammenarbeit thematisiert.
Der Kurs ist eine Koproduktion mehrerer skandinavischer Universitäten und wird ganz im Sinne von Open Educational Resources kostenlos angeboten bzw. setzt auf die Nutzung und Mitarbeit weiterer Institutionen. Die E-Didaktik Verantwortlichen vom ZHAW Departement für Soziale Arbeit haben den Online-Kurs bereits absolviert und berichten in diesem Blogbeitrag über ihre Erfahrung.
In den vergangenen Wochen konnten wir als Open Learners am ONL181 teilnehmen, einem Onlinekurs zu Problem Based Learning (PBL) und Online-Zusammenarbeit. Ursprünglich entstand der Kurs aus einer schwedisch-britischen Initiative heraus, heute sind es acht schwedische, zwei finnische Universitäten und zwei südafrikanische Bildungsinstitutionen, die mit dem Kurs ihre eigenen Lernbegleitenden oder englisch Facilitators ausbilden. Ziel ist es, sich während 11 Wochen mit den Themen PBL und Online-Zusammenarbeit und Onlinekursdesign auseinander zu setzen. Details zu den Themen finden sich auf der Kurswebsite.
Idee, Organisation und Durchführung
Die Idee ist, dass die Institutionen ihre eigenen Dozierenden anmelden und zertifizieren. Dabei werden Achtergruppen gebildet, wobei die institutseigenen Personen je auf verschiedene Gruppen aufgeteilt werden. In den Gruppen können zudem zwei Open Learners teilnehmen, die sich nicht via Institution, sondern individuell angemeldet haben. Ehemalige Teilnehmende können dann in einer ersten weiteren Runde als Co-Facilitators teilnehmen. Die Institutionen stellen dann künftig eigene Facilitators, die eine Gruppe übernehmen. Pro Sechsergruppe der Institution stellt die Institution einen Facilitator, der/die eine Gruppe online betreut, bei den Online-Meetings dabei ist und die Blogeinträge und Gruppenpräsentationen liest und beurteilt. Das Engagement der Institution liegt dann darin, den eigenen Kursabsolvent/innen ein Zertifikat auszustellen.
Die untenstehende Darstellung zeigt die beteiligten Universitäten im äusseren Kreis und die PBL-Gruppen mit maximal acht Mitgliedern und je einem Facilitator und einem Co-Facilitator im inneren Kreis.
Bestechend am Konzept sind mehrere Aspekte: Die Gruppen zeichnen sich durch hohe Diversität aus. Es handelt sich grösstenteils um akademisches Personal aus diversen Fachbereichen und verschiedenen Ländern mit teilweise sehr unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. In der Gruppe entwickelt jedes Team eine eigene Dynamik, die sie reflektiert und mit der sie sich weiterentwickelt. Die Prozesse sind hochspannend und fördern die Auseinandersetzung mit Online-Kollaboration, Diskussion der Themen und Präsentation von Erkenntnissen und Erfahrungen. Jedes Mitglied reflektiert die Prozesse schliesslich auch individuell in eigenen Blogbeiträgen, die von anderen Teilnehmenden wie auch von den Lernbegleitenden gelesen und kommentiert werden.
Inhaltliche Kurstruktur
Der Kurs beginnt mit zwei Einstiegsphasen (Getting Started und Connecting), in der man sich mit der Lernumgebung bekannt macht und die anderen Gruppenmitglieder kennenlernt. Dann folgt eine Phase, in der die Gruppe einen ersten Auftrag in Zusammenarbeit erstellt und publiziert. Dann folgen die Hauptthemen wie Online Participation, Sharing, Openness, Collaborative Learning und Online Learning Design. Die Details dazu können auf der Kurswebsite eingesehen werden. Zu jedem Thema findet ein Webinar statt, in dem eine Expertin oder ein Experte ein Referat hält.
Die Aufzeichnungen der exzellenten Webinare stehen nun wiederum als neue Ressource zur Verfügung. Neben den Webinaren findet pro Thementeil ein Tweetchat statt, bei dem die Teilnehmenden Fragen und Thesen per Twitter beantworten bzw. kommentieren. Es ist eine interessante Erfahrung, wie einfach man sich über den thematische Tweetchat untereinander vernetzen und überraschende Inputs zu einem Thema erhalten kann.
Herzstück PBL-Gruppe
Während der thematischen Phasen treffen sich die Gruppen zweimal pro Woche zu einer Videokonferenz, in der sie ausgehend von einem Realworld-Szenario und den bereitgestellten Ressourcen, sowie ihren eigenen Erfahrungen zu den Kursthemen austauschen. Die Gruppe wird von zwei Facilitators begleitet. Als Abschluss jeder thematischen Phase wird eine Präsentation erstellt, die auf der Community-Site für alle Kursteilnehmenden veröffentlicht wird. Die Gruppe bildete das Herzstück dieser Lernerfahrung. Mit der Zeit ist die Gruppe allen ans Herz gewachsen und der Abschied etwas wehmütig.
Individuelle thematische Schwerpunkte und Lessons Learned
Die zur Verfügung gestellten Ressourcen waren lehrreich und interessant. Über die Inputs und Lektüre hinaus war aber auch jede/r Teilnehmende gefordert, eigene thematische Schwerpunkte zu setzen. Für mich waren dies einerseits die Diversität in unserer Gruppe wie auch generell als globale Erscheinung in Onlinekursen, wie auch die PBL-Methode selbst, die stets von einem realen Beispiel ausgeht und die Fragestellungen der Studierenden ins Zentrum rückt.
Diversität ist zwar in unserer Gesellschaft ein grosses Thema, wir sprechen bei uns auch von „heterogenen Lerngruppen“. Dennoch wurde mir bewusst, dass man Heterogenität stets als Defizit betrachtet, und nicht als Stärke der Diversität. Ein Grund mag darin liegen, dass das traditionelle Lehr-Setting des Frontalunterrichts, in dem alle immer gleichzeitig und am gleichen Ort das Gleiche lernen, am liebsten identische Lernende mit einem einzigen Lernstil vor sich hätte, die alle auch gleich begeistert profitieren. Und doch ist die Heterogenität bzw. Diversität gerade der Normalfall. So gibt es keinen Grund, von einem Defizit auszugehen, sondern Lehr- und Lernsettings für eine diverse Gruppe zu gestalten und die Potenziale zu nutzen, die sie bringt.
Die PBL-Methode als zweites Thema birgt die Möglichkeit, Lernende in der (künftigen) beruflichen Realität abzuholen, und sie zu motivieren, eigene Fragen zu formulieren. Damit wird ein Praxisbezug hergestellt. In der Diskussion des Szenarios werden die Fragen geschärft und zu erforschende Aspekte verdeutlicht. PBL lässt unterschiedliche Blickwinkel zu, erlaubt den individuellen Zugang und bildet die Grundlage, auf der ein individueller Lernweg, individuelle Lernziele mit Unterstützung der Lernbegleitung formuliert werden können. Bei aller Individualisierung sprechen schliesslich doch alle vom gleichen Szenario. Obwohl mir die Methode durchaus bekannt war, ist sie nun für mich und meine Arbeit wieder mehr in den Vordergrund gerückt.
Beide Aspekte – die Diversität in der Gruppe wie auch die Methode PBL – haben sich einmal mehr als wirksame Stützen für das individualisierte Lernen herausgestellt.
Anmeldung
Wer sich für eine Teilnahme am nächsten Kurs interessiert, meldet sich bis spätestens 18. Januar 2019 bei den E-Didaktik-Verantwortlichen des Departements Soziale Arbeit, David Appel und Miriam Fischer (e-didaktik.sozialearbeit@zhaw.ch). Sie haben den Kurs im Herbst 2018 absolviert und stehen gerne für Fragen zur Verfügung.
Links
Kurswebsite https://opennetworkedlearning.wordpress.com/onl181-overview/
Beitrag von Miriam Fischer und David Appel