«Elektromobilität – Quo vadis?» am WINsights-Symposium 2022

«Elektromobilität» ist aktuell das Schlagwort Nr. 1 in der Automobilbranche. Noch vor wenigen Jahren wurde diesem Thema kein grosser Stellenwert zugemessen – und heute überbieten sich die Hersteller mit Statements, bis wann das eigene Portfolio nur noch Elektrofahrzeuge beinhalten wird. So planen aktuell, um einige Hersteller zu nennen, Jaguar ab dem Jahr 2025, Ford, Fiat und Volvo ab dem Jahr 2030, Mercedes bis 2034 und VW bis spätestens 2035 nur noch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge verkaufen zu wollen.[1]

Die Planungen der Hersteller werden in gewisser Hinsicht gestützt durch das Verhalten der Konsument:innen. So wurden im Jahr 2021 in der Schweiz 26’807 Elektrofahrzeuge bzw. Plug-In Hybridfahrzeuge neu immatrikuliert. Dies entspricht einem Anteil von 14,3 Prozent an allen Neuimmatrikulationen. Im Jahr 2016 betrug dieser Anteil noch 4,4 Prozent.[2] Ein wesentlicher Grund hierfür ist eine stark ausgeweitete Produktpalette. War bis vor wenigen Jahren Tesla beinahe Monopolist bei Elektrofahrzeugen, so haben heute nahezu alle Marken entsprechende Angebote.

Eine der zentralen Herausforderungen für die weitere Steigerung des Anteils von Elektrofahrzeugen am Gesamtmarkt besteht in einem noch immer unterdurchschnittlichen Knowhow der Konsument:innen. So zeigt eine an der ZHAW durchgeführte Masterthesis, dass nur 29 Prozent der Konsument:innen Ihr Wissen über Elektromobilität als «eher gut» bzw. «gut» einstufen. Hierbei zeigte sich auch, dass noch immer sehr grosse Vorbehalte bestehen, ob es eine ausreichende Anzahl Ladestationen in der Schweiz gibt.

Im Juni 2022 gab es in der Schweiz 8’059 öffentliche Ladesäulen.[3] Im Vergleich von 22 Ländern in Europa liegt die Schweiz mit 0.85 Ladesäulen je 1’000 Einwohner auf Rang fünf. Spitzenreiter sind die Niederlande mit entsprechenden 3.53 Ladestationen.[4]

Forschungsprojektes der Fachstelle «IT Strategy & Management»

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Fachstelle «IT Strategy & Management» am IWI sind wir 2021 der Fragestellung nachgegangen, ob es schweizweit räumliche und zeitliche Muster mit Blick auf die Nutzung öffentlicher Ladestationen gibt.[5] Hierbei haben wir zahlreiche spannende Erkenntnisse gewonnen.


Abb.1: Durchschnittliche stündliche Nutzungsrate der Ladestationen pro Wochentag (Quelle: Gellrich, Block, Leikert-Böhm, 2022).
  • Die höchste Auslastung der öffentlichen Ladestationen lag zwischen September und Dezember 2021 bei 16 Prozent. Die meisten Aufladungen erfolgten dabei an Wochentagen während der Hauptarbeitszeit und an Samstagen tagsüber. Ein einzelner Wochentag mit den jeweils höchsten mittleren Nutzungsraten lässt sich nicht eindeutig identifizieren. Der Tag mit der niedrigsten mittleren Nutzungsrate Nutzungsgrad ist der Sonntag (vgl. Abb. 1).
  • In Gebieten mit einer hohen Populationsdichte ist die Auslastung der öffentlichen Ladestationen statistisch signifikant höher als in Gebieten mit niedriger Populationsdichte.
  • In Gebieten mit einem hohen steuerbaren Einkommen ist die Auslastung der öffentlichen Ladestationen statistisch signifikant höher als in Gebieten mit einem niedrigen steuerbaren Einkommen.
  • Es gibt keine statistisch signifikanten Unterschiede betreffend der Auslastung der öffentlichen Ladestationen hinsichtlich der Nähe zu Nationalstrassen und anderen Standorten von Ladestationen. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, da in der öffentlichen Diskussion regelmässig gefordert wird, dass öffentliche Ladestationen v.a. in der Nähe von Nationalstrassen platziert werden sollen, um die Akzeptanz der Konsument:innen für Elektromobilität zu steigern.

Trotz aller Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität stellt sich in der Diskussion oft noch immer die Frage: «Wie sieht die Zukunft der Elektromobilität in der Schweiz aus» Genau dieser spannenden Fragestellung werden wir uns in unserem Workshop am WINsights-Symposium annehmen.

«Elektromobilität – Quo vadis?» am WINsights-Symposium 2022

  • Einleitend geben wir einen Überblick unserer laufenden und abgeschlossenen Studien rund um das Thema Elektromobilität. Schwerpunkt bildet die oben genannte Studie, bei welcher wir gemeinsam noch tiefergehend in die Ergebnisse eintauchen.
  • Ferner werden je ein Vertreter von Elektrizitäts- und Infrastrukturanbietern sowie einer Automarke Ihre Sicht der Dinge mit uns teilen.
  • Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf dem intensiven Austausch der Teilnehmenden in Kleingruppen zu verschiedenen Aspekten hinsichtlich der notwendigen Voraussetzungen, damit die Elektromobilität eine nachhaltige Erfolgsstory in der Schweiz schreiben kann.
  • Abschliessend werden die Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum präsentiert und diskutiert.

Wir freuen uns auf einen spannenden Workshop mit Ihnen zu diesem emotionalen Thema als Einstieg in das WINsights 2022!

Ein Beitrag von Andreas Block und Mario Gellrich.

Literatur

[1] https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/alternative-antriebe/verbrenner-ausstieg-auto-hersteller-elektro-zukunft/

[2] https://www.auto.swiss/#statistics

[3] https://www.uvek-gis.admin.ch/BFE/storymaps/MO_Kennzahlen_Fahrzeuge/Ladeinfrastruktur_Elektromobilitaet/

[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/785426/umfrage/anzahl-der-ladestationen-fuer-elektrofahrzeuge-in-laendern-europas/

[5] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/2634-4505/ac6a09


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