Unterstützt vom ZHAW Digital Futures Fund (DFF) hat das Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) eine qualitative Studie zu den Themen Business-IT-Alignment und Unternehmenskultur der ZHAW-ICT durchgeführt. Daraus abgeleitet wurden mögliche Erfolgsfaktoren zur Bewältigung der Herausforderungen während des Lockdowns im Frühling 2020.
Mit dem Lockdown während der ersten Corona-Welle im Frühling 2020 stellte die ZHAW quasi «über Nacht» von Präsenz- auf Online-Unterricht um. Die Umstellung bedeutete für alle Beteiligten einen enormen Kraftakt. Die Dozierenden hatten beispielsweise eine Woche Zeit, digitale Optionen auszuarbeiten und die Studierenden darüber zu informieren. Die Mitarbeitenden waren insgesamt angehalten, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten und die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Und die Information & Communication Technology der ZHAW (ZHAW-ICT) war gefordert, die notwendige Infrastruktur bereitzustellen. So wurde etwa innert weniger Tage für die Durchführung von Webinaren ZOOM lizenziert und implementiert.
Business-IT-Alignment und Rolle der Unternehmenskultur
Das Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) hat die Situation qualitativ untersucht. Dabei ging es folgender Fragestellung nach: Wie erfolgskritisch ist das gegenseitige Verständnis von Business und IT bzw. die jeweilige, wechselseitige Ausrichtung, das sogenannte Business-IT-Alignment? Welche Rolle spielt dabei die Unternehmenskultur der ZHAW-ICT?
Im ersten Schritt wurden die Beschreibungen und Dokumente im Internet und Intranet analysiert. Gemäss eigenen Angaben spielt die ZHAW-ICT mit rund 100 Mitarbeitenden eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung und der digitalen Transformation der ZHAW. Für die Umsetzung der ZHAW-Strategie 2025 entwickelt sie innovative Lösungen und unterstützt die Hochschule bei der Schaffung von strategischen Vorteilen gegenüber anderen Hochschulen. Dabei orientiert sie sich am Scaled Agile Framework (SAFe).
Im zweiten Schritt wurde ein Meinungsbild aufgenommen. Zu diesem Zweck wurden teilstrukturierte Interviews durchgeführt. Es wurden insgesamt 15 Personen befragt, darunter sechs Angestellte der ZHAW-ICT, zwei Angestellte aus verschiedenen Departementen, zwei Rektoratsangestellte, drei Studierende und zwei Dozierende.
Unterschiedliche Ansätze von Unternehmenskultur
Beim Kontext berichten die Befragten, dass sich die ZHAW-ICT schon vor der Corona-Pandemie strategisch neu ausgerichtet habe. Sie befinde sich seit Herbst 2019 in einer Umstrukturierung und in einem Transformationsprozess hin zu einer agilen Organisation.
Des weiteren wird beim oberen Management, d.h. bei der Hochschulleitung, eine deutliche Aussen- und Marktorientierung wahrgenommen.
Im mittleren Management ist es eine Mischung. Nach aussen dominiert die Technologieausrichtung und Innovationskultur, nach innen eine auf IT und Informationssysteme bezogene Clan-Kultur; eine Kultur, die wie eine grosse Familie zusammenhält und Probleme löst.
Auf operativer Ebene dominiert schliesslich die Innensicht auf Effizienz, Prozesse und Aufgabenerfüllung. Dazu passt eine stabilisierende, eher hierarchische Dienstleistungskultur.
Mögliche Erfolgsfaktoren zur Bewältigung der Herausforderungen
Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der strategischen Ausrichtung und der Unternehmenskultur der ZHAW-ICT im Zuge von COVID-19 wurde eine qualitative Studie durchgeführt. Die Ergebnisse der Interviews mit verschiedenen Mitarbeitenden und Studierenden geben Hinweise auf mögliche Erfolgsfaktoren zur Bewältigung der Herausforderungen während des Lockdowns:
- Auf strategischer Ebene unterstützen Alignment und Kultur trotz Krise die Umsetzung der Hochschulstrategie.
- Auf taktischer Ebene gelingt mit einer angemessenen Risikobereitschaft und Fokussierung auf die eigenen Stärken die rasche Einführung und Anwendung neuer Technologien.
- Damit allerdings die Umsetzung effizient erfolgt und ein reibungsloser Service gewährleistet werden kann, sind schliesslich auf operativer Ebene ein gewisses Mass an Stabilität und Kontrolle nötig.
Die Befunde der Studie sind als Hypothesen zu verstehen, welche in einem weiteren Schritt empirisch überprüft werden könnten.
Ein Beitrag von Marcel Sieber.