Was würden Sie Ihrem halb so alten Ich mitteilen?
„Mach den Mund auf, vertrete deine Ideen, geh deinen Weg ohne dich zu rechtfertigen. Du musst nicht von allen geliebt werden, sei dir selbst deine beste Freundin“.
Wann haben Sie sich zum ersten Mal “alt” gefühlt?
Mich als Logopädin um die fünfzig im Alleingang mit den elektronischen Arbeitsgeräten und dem Internet vertraut machen zu müssen, weil mein Arbeitgeber (Schulamt Stadt Winterthur) mir den Zugang zum Ausbildungsprogramm verweigerte.
mangelnde Alltagskompetenz = Minderwertigkeit, Ohnmacht
Was bedeutet für Sie “alt sein”?
„alt sein“ hat positive und negative Anteile.
– positiv: grosser Erfahrungsschatz, Erinnerungen an ein buntes Leben, Freiheit so zu leben wie es mir gefällt ohne von jemandem abhängig zu sein. Zeit für Freundschaften. Die Herausforderung, trotz Einschränkungen das Leben zu geniessen
– negativ: körperliche Veränderungen, gesundheitliche Beschwerden, Verlust von nahestehenden Menschen, Zukunftsängste
Wie unterscheidet sich Ihr eigenes Älterwerden von demjenigen Ihrer Eltern oder Grosseltern?
Mein Gesundheitszustand ist um ein Vielfaches besser.
Meine Altersvorsorge erlaubt mir ein aktives Leben nach meiner Wahl.
Was möchten Sie noch erleben?
Weiterhin zusammen mit Freundinnen und Freunden unterwegs zu sein, auf Reisen oder kulturell, Gast sein zu dürfen.
Worauf sind Sie stolz?
Dass ich immer viele Fehler mache und ans Glück glaube.
Auf die Entdeckung meiner Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Wie stellen Sie sich Ihren optimalen Alterswohnsitz vor?
Solange als möglich selbständig wohnen, zentrumsnah, mit Zugang zu altersunterstützenden Einrichtungen.
Wie hat sich Ihr Verhältnis zum Spiegel mit dem Älterwerden verändert?
Ich nehme es mit Humor, rede mir dabei gut zu und mache das Beste daraus.
Was fanden Sie früher besser? Was schlechter?
Besser: als Frau gesehen zu werden und so zu leben / beruflicher Austausch und Wandel
Schlechter: als Frau angegangen zu werden / immer um die eigene Position und die Anerkennung kämpfen zu müssen
Was ist für Sie das Schwierigste am Altwerden?
Geistig und körperlich mit Freude „am Ball“ zu bleiben
Und was macht Ihnen dabei am meisten Freude?
Die Vielfalt, die sich mir bietet, mein soziales Umfeld

stetig wechselnd, immer mit viel kreativ-gestalterischem Anteil und gleichzeitig existenzsichernd.