Barbara Baumeister und Barbara Schmugge, Studiengangleiterinnen des CAS Psychosoziale Interventionen im Alter.

Psychosoziale Interventionen – ein Fall für Barbara und Barbara

Demenzen und weitere psychische Krankheiten sowie entsprechende Interventionen zu kennen – das sind kurz und knapp die Ziele für die Teilnehmenden des seit Jahren erfolgreich durchgeführten CAS «Psychosoziale Interventionen im Alter». Die Departemente Angewandte Psychologie und Soziale Arbeit haben diese Weiterbildung zusammen konzipiert. Die Co-Leiterinnen Barbara Schmugge und Barbara Baumeister über die Bedeutung psychosozialer Interventionen im Alter.

Es scheint nicht abwegig, dass beim Thema Psychosoziale Interventionen die Disziplinen Psychologie und Soziale Arbeit zusammenspannen. Wie habt ihr konkret zusammengefunden und die Weiterbildung aufgegleist? 

Barbara Baumeister (BB): Wir haben uns vor Jahren an der ZHAW kennengelernt und realisiert, dass wir im gleichen Themenschwerpunkt (Alter) unterwegs sind. Vor 20 Jahren haben sich an der ZHAW (resp. den Vorläuferinstitutionen) noch viel weniger Fachleute mit Altersfragen befasst.

Barbara Schmugge (BS): Ja, wir können sagen, dass wir gewissermassen Pionierinnen sind. Einen CAS interdisziplinär aufzugleisen, lag da nah.

Psychische Erkrankungen im Alter nehmen analog zur gesellschaftlichen Alterung zu. Welche Bedeutung haben dabei psychosoziale Interventionen?

BB: Am Beispiel Demenzen erfahren wir tagtäglich: Das soziale Umfeld und das psychische Wohlbefinden von Betroffenen und ihren Angehörigen haben neben der medizinischen und pflegerischen Behandlung grossen Anteil an der Lebensqualität. Entsprechend sind sozialarbeiterische und psychologische Interventionen von grosser Bedeutung fürs Umfeld sowie für die demenzbetroffenen Person. Angehörige haben eine Schlüsselfunktion bei Demenzen inne. Ihre fachliche Begleitung kann sehr wichtig und wirkungsvoll sein, sowohl im häuslichen als auch im stationären Bereich.

BS: Auch andere psychische Krankheiten im Alter wie Persönlichkeitsstörungen oder Abhängigkeitserkrankungen stellen wir ins Zentrum unseres CAS. Die adäquate Betreuung von Menschen im höheren Lebensalter mit solchen psychischen Störungen ist ambulant wie stationär noch voller grosser Herausforderungen.

BS: Den CAS entwickeln wir natürlich permanent weiter. Seit jeher greift jede einzelne Lehreinheit auf aktuelle Forschung zurück. Auch der Pool an Dozierenden ist Ausdruck davon.

BB: Gleichzeitig gibt es in jeder Durchführung des CAS einen sogenannten Jokertag, dessen Inhalt die Teilnehmenden konsensuell selber bestimmen. Dabei wird ein aktuelles Thema aufgegriffen, wodurch ebenfalls neue Themen in den CAS einfliessen. Z. B. widmete sich der Jokertag 2023 jüngeren Demenzbetroffenen: Es gab einen Institutionsbesuch und eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung.

Wie stellt Ihr den Praxisbezug sicher?

BS: Auch hier ist die Auswahl an Dozierenden ausschlaggebend: Die meisten von ihnen stehen zumindest teilweise auch in der Praxis, z.B. als Mitglieder von Fachorganisationen, Führungspersonen von Alterszentren oder Fachspezialist:innen in Memory-Kliniken.

BB: Aber auch die CAS-Teilnehmenden sichern den Praxisbezug! Alle arbeiten nämlich im gerontologischen Feld. Sie haben unterschiedliche Hintergründe und bringen ihre Erfahrungen in jeden einzelnen Kurstag direkt ein. Durch die vielen verschiedenen Praxisfelder der Teilnehmenden sind die Diskussionen im CAS immer multiperspektivisch. Zudem erweitern Fallbeispiele  die einzelnen Lehreinheiten, und auch die Leistungsnachweise und Zertifikatsarbeiten umfassen immer eine Anwendung der Inhalte aufs eigene Praxisfeld.

Welches Rüstzeug nehmen die Absolvent:innen mit auf den Weg?

BB: Die Teilnehmenden erwerben vertiefte Kenntnisse über Hirnleistungsstörungen sowie verschiedene psychische Erkrankungen inklusive Demenz. Sie wissen über Verfahren der Abklärung Bescheid, kennen verschiedene Methoden und therapeutische Ansätze, um ältere Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder in einer akuten Krise zu begleiten und zu unterstützen. Einen wichtigen Aspekt in diesem Kontext bilden auch die Anliegen der Angehörigen, die bei psychisch kranken älteren Menschen mit grossen Belastungen konfrontiert sind.

BS: Das Wichtigste und Nachhaltigste, was der CAS den Teilnehmenden bringt, sind die Kontakte und Netzwerke, die zusammen mit den anderen Teilnehmenden entstehen. Man lernt durch die anderen Teilnehmenden auch neue Institutionen kennen. Viele behalten den Kontakt untereinander auch nach Abschluss des CAS. Diese Art des Networkings ist von grossem Wert für die eigene Berufspraxis. Die Teilnehmenden erhalten darüber hinaus einen Einblick ins wissenschaftliche Arbeiten: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Praxis-Herausforderung im Rahmen der Zertifikatsarbeit ist ja ein wichtiges Anliegen des CAS, den eine Fachhochschule anbietet.

BB: Und schliesslich kann der CAS zu einem MAS als weitere Qualifizierung in der psychosozialen Gerontologie führen.

Weiterführende Informationen:

Barbara Baumeister ist Gerontopsychologin, arbeitet als Dozentin, Projektleiterin an der ZHAW. Sie forscht und lehrt zu Themen der sozialen Gerontologie und ist Studiengangleiterin des MAS Soziale Gerontologie.

Barbara Schmugge ist von der Ausbildung her Gerontopsychologin. Sie leitet den Studiengang Angewandte Psychologie an der ZHAW (BSc und MSc) und hat nebenher eine Praxis für Beratung für ältere Menschen.

Interview: Dieter Sulzer

Titelbild: ZHAW


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