Ein Beitrag von Sophia Graupner. Sophia studiert Lebensmitteltechnologie im 4. Semester an der ZHAW Life Sciences und Facility Management und bloggt neu für das Digitale Studium. Herzlich willkommen im Team, Sophia!
Einsam sein tut nicht nur weh, sondern kann krank machen. Um die Pandemie einzudämmen, wurde beschlossen, die Kontakte unter den Studierenden auf ein Minimum zu reduzieren und die Vorlesungen online abzuhalten. Blöd für diejenigen, die in eine neue Stadt zogen sind, um neue Kontakte zu knüpfen. Studierende, die kurz vor der Schliessung der Hochschulen und Universitäten mit dem Studium begannen, hatten kaum Zeit, ihre Kontakte in der neuen Umgebung zu festigen.
Ist die Einsamkeit der Isolation geschuldet?
Nein, ist sie nicht. Einsamkeit und soziale Isolation sind nicht das Gleiche und resultieren nicht unbedingt voneinander. Man kann sich einsam fühlen, ohne sozial isoliert zu sein. Ebenso kann man sozial isoliert sein und sich nicht einsam fühlen, wie z.B. Manfred Spitzer in seinem Buch “Einsamkeit: die unerkannte Krankheit” schreibt.
„Ich habe mein Studium aufgrund der Online-Vorlesungen pausiert.“
In einem Coaching der ZHAW lernte ich einen Studenten im zweiten Semester kennen. Er ist das erste Mal von zu Hause ausgezogen, noch dazu in einen anderen Kanton.
„Was hat dich dazu bewegt, dein Studium zu pausieren?“
„Es war nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich bin ins Studium gegangen, um neue Menschen kennenzulernen und Lerngruppen zu bilden. Für mich war das ein grosser Motivationsfaktor.“
„Hat dir nur der soziale Austausch gefehlt, oder kamst du allgemein mit dem online Format nicht gut zurecht?“
„Es fiel mir schwer, mich nach der Vorlesung hinzusetzen und die Notizen zu ergänzen. In der Vorlesung am Campus kam mir das Sprechtempo langsamer vor, wodurch ich gut mitschreiben konnte […]. Das Nacharbeiten der Vorlesungen ist sehr zeitintensiv.“
„Konntest du dich wegen einer schlechten digitalen Ausrüstung oder der neuen Wohnsituation weniger konzentrieren?“
„Ja und nein. Mein Vater ist IT-Lehrer. Daher bin ich technisch gut aufgestellt […]. Mein Zimmer war für mich nur ein Ort zum Essen und Schlafen. Das hat nicht dazu beigetragen, dass es mir psychisch gut ging. Mit der Zeit hatte ich keine Lust mehr, für mich allein zu kochen […]. Als klar wurde, dass der online Unterricht so schnell nicht aufhören wird, bin ich zurück zu meinen Eltern gezogen.“
„Was hat dich durch diese Zeit gebracht?“
„Ich habe angefangen, Brieffreundschaften aufzubauen – eine in Deutschland und eine in Griechenland. Mit jemandem in Kontakt zu stehen, hat mir sehr geholfen.“
Geht es dir auch so? – Du bist nicht allein!
Tipps für ZHAW-Studierende
Sowohl bei den Studierenden wie auch bei den Mitarbeitenden der ZHAW in Wädenswil macht sich eine digitale und emotionale Erschöpfung bemerkbar. Das IAP Care Team der ZHAW, welches psychologische Beratung in der Coronakrise anbietet, hat ebenfalls einen Anstieg an Beratungsbedarf verzeichnet.
Unser Unterricht findet weiterhin online statt, mit Ausnahme von Unterrichtsformen, die nur vor Ort durchgeführt werden können, wie z.B. Praktika im Labor. In der Shedhalle (RS) in Wädenswil, an der Lagerstrasse in Zürich und in der Bibliothek in Winterthur (MB) stehen dir allerdings wieder ein paar Lernarbeitsplätze zur Verfügung.
Um die Studierenden zu unterstützen, wurde ein mentales Fitnessstudio, namens „Work-in“, ins Leben gerufen. Damit kannst du deine mentale Stärke, Beweglichkeit und Ausdauer trainieren. Das Online-Coaching findet jeden Mittwoch von Mai bis Juni um 17:30 Uhr für 30 Minuten über Zoom statt und kann ohne Voranmeldung von den Studierenden der ZHAW in Wädenswil besucht werden. Infos dazu findest du auf Moodle.
Des Weiteren bietet die ZHAW regelmässig „Mindfulness“- Sessions an, welche dir durch die Fokussierung der Achtsamkeit im Umgang mit der Digitalisierung helfen können. Die Sessions werden ebenfalls online angeboten und können von Studierenden, Alumni und Mitarbeitenden besucht werden.
Bereits vor Corona gab es kostenlose und vertrauliche Beratungsangebote, welche dir in allen Themen rund ums Studium zur Verfügung stehen.
Für die Studierenden der ZHAW gibt es ausserdem ein Netzwerkangebot von Studierenden für Studierende. Der Studierendenenverein Alias hat auf MS Teams einen Kanal namens „Studienleben in Corona Zeiten“ ins Leben gerufen, auf dem sich Studierende untereinander vernetzen können.
Kein/e ZHAW-Student/in?
Wenn du diesen Beitrag liest und nicht an der ZHAW eingeschrieben bist, oder nicht studierst, möchte ich dich im Folgenden kurz auf allgemeine Hilfsangebote aufmerksam machen.
Das ASVZ ist ein Sportverein für Studierende, an dem sich viele Hochschulen und Universitäten beteiligen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass bei Online-Sportsessions trotz physischer Distanz ein Gefühl von Gemeinschaft aufkommen kann. Neu kannst du sogar wieder vor Ort an den Aktivitäten teilnehmen.
Sehr empfehlenswert ist auch ein Besuch auf der Webseite www.dureschnufe.ch. Dort findest du Tipps zur Pflege deiner psychischen Gesundheit in der aussergewöhnlichen Zeit während des Coronavirus.
Des Weiteren gibt es von Selbsthilfe Schweiz moderierte Erfahrungsaustausche mit anderen betroffenen Personen, sowie eine anonyme und kostenlose Telefon-, Chat- oder E-Mail-Beratungsstelle der Dargebotenen Hand.
Wenn du dir persönliche Hilfe suchen möchtest, kannst du mithilfe des „PsyFinder“ anhand deiner Symptome professionelle Unterstützung finden.
Zum Schluss möchte ich dir noch einen persönlichen Rat mit auf den Weg geben. Einsam sind viele, doch kaum einer traut sich darüber zu sprechen. Ich bin selbst in die Schweiz ausgewandert und musste mir ein neues Netzwerk aufbauen. Social Media Apps, wie Bumble Friends, haben mir hierbei sehr geholfen. Ich habe dort viele gleichaltrige getroffen, denen es ähnlich wie mir ergangen ist und welche nun zu neuen Freunden geworden sind.
Gemeinsam gegen die Einsamkeit! Wenn du selbst Erfragungen mit dem Thema hast, schreib deine Tipps in die Kommentare.