Michael Stiebe, Iljana Schubert, Andrea Del Duce
Die Verkehrswende in Richtung eines nachhaltigeren und gerechteren Mobilitätssystems hat sich als zentrales Thema in Politik und Gesellschaft etabliert. Lange Zeit stand die Verkehrswende in einem stark städtischen Kontext, während den ländlichen Räumen weniger Aufmerksamkeit durch Politik und Forschung geschenkt wurde. So sind es doch die ländlichen Räume, die durch Faktoren wie geringer Bevölkerungs-, Versorgungs- und Transportdienstleistungsdichte, schlechterer Erreichbarkeit, hoher Autoabhängigkeit sowie den demografischen Wandel das Vorhaben einer nachhaltigen Mobilitätstransformation vor besondere Herausforderungen stellen. Dank der Ausschreibung Future Transport Systems des Bundesamtes für Energie (BFE) können wir, die Forschungsgruppe Nachhaltige Mobilität der ZHAW, in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Südostbahn (SOB), dem Institut für Technologiemanagement der Uni St.Gallen (HSG-ITEM) und der energieagentur st.gallen, uns genau diesen spezifischen Herausforderungen widmen. Am 7. Dezember 2021 haben wir den langersehnten Auftakt unseres Projektes SUSMOBTOGG – Sustainable Multimodal Mobility in Toggenburg im Rahmen einer ersten grossen Begleitgruppensitzung feierlich bei Kaffi, Gipfeli und spannenden thematischen Austauschen einläuten lassen . Die Veranstaltung fand passenderweise in Wattwil, dem Herzen des Toggenburgs, am BWZT (Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg) statt.
Wir sind sehr dankbar für die grosszügige Bereitschaft und die wertvollen Inputs unserer Begleitgruppe, welche sich aus Vertretern diverser Organisationen zusammensetzt: Stefan Grötzinger (Stadt Wil/ Technische Betriebe Wil), Prof. Thomas Sauter (ZHAW), Max Nadig (Toggenburg Tourismus), Verkehrs-Club der Schweiz (VCS), Touring Club Schweiz (TCS), energietal toggenburg sowie der Kanton St. Gallen.
Ziel und aktueller Stand des Forschungsprojektes
Mit unserem Team der Forschungsgruppe Nachhaltige Mobilität im Lead konzentriert sich das Projekt SUSMOBTOGG (2021-2024) über sechs Arbeitspakete hinweg auf die Identifizierung nachhaltiger Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum in der Schweiz. Das Toggenburg dient hierbei als Fallstudie. Zusammen mit unseren geschätzten Forschungspartnern, Schweizerische Südostbahn (SOB), Institut für Technologiemanagement der Uni St.Gallen (HSG-ITEM) und der energieagentur st.gallen streben wir das übergeordnete Ziel an, die Nutzung privater Autos zu verringern und die multimodale, nachhaltige Mobilität zu fördern, wodurch die Effizienz erhöht und das System dekarbonisiert werden soll. SUSMOBTOGG baut auf einen Mixed-Methods-Forschungsansatz, welcher sich diverser, innovativer, quantitativer und qualitativer Methoden bedient, unter anderem Verkehrsanalyse via Swisscom Mobilfunkmobilitätsdaten, Fokusgruppenworkshops, Experteninterviews, Bevölkerungsbefragungen usw.
Dabei sollen sowohl die Herausforderungen und Nutzungsmuster für nachhaltige Mobilität in der Region identifiziert als auch die Bedürfnisse und Gründe für aktuelle und zukünftige Reiseszenarien im Zusammenhang mit Anwohnern und Touristen analysiert werden. Unter intensiver Einbeziehung lokaler Institutionen und Mobilitätsanbieter im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses werden wir für die Region vielversprechende Mobilitätsansätze identifizieren und eine Analyse nachhaltiger, innovativer Geschäftsmodelle und Finanzierungsmechanismen liefern. Des Weiteren setzen wir uns im weiteren Verlaufe des Projektes für die Unterstützung und Förderung von neuen Mobilitätspartnerschaften/-programmen durch einen lebendigen Laborprozess ein.
Gerade befindet sich das Projekt im Schlusssport des ersten Arbeitspaketes, d.h. Status-Quo-Analyse, welche sich der Forschungsfrage widmet: „Was sind die gegenwärtigen Mobilitätsherausforderungen hinsichtlich nachhaltiger Mobilität im Toggenburg?“ Soweit wurde schon eine sorgfältige Stakeholder-, Sekundäranalyse unter Einbezug ortsbezogener Studien, wie z. B. der 2021 von Severin Lauper exzellent ausgeführten Masterarbeit mit dem Titel „Integriertes Mobilitätskonzept Toggenburg“, kantonaler und Bundesstatistiken, wertvoller Erkenntnisse aus vorherigen, nachhaltigen Mobilitätsinitiativen und Fokusgruppendiskussionen (z.B. Runder Tisch Mobilität) durchgeführt. Zusätzlich wurde für eine erste Einschätzung des Mobilitätsverhalten in der Region das verfügbare Subsample von Toggenburger Daten aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr unter die Lupe genommen. Weiterhin wurden sechs Experteninterviews mit Repräsentanten der lokalen Tourismuswirtschaft, Verkehrsplanung und Regionalplanung geführt, welche uns Einblicke in die Funktion und die Herausforderungen des Toggenburger Mobilitätssystems verschaffen konnten. Aktuell laufen die Vorbereitungen für den ersten Fokusgruppenworkshops mit wichtigen Mobilitätsstakeholdern und somit auch der baldige Abschluss des AP1 auf Hochtouren.
Die Verkehrswende kommt ins Rollen. Bleiben Sie gespannt auf Neues!
Das ZHAW SUSMOBTOGG Team