Erfolgreiche Teamarbeit über zwei Departemente. Gruppenfoto von Judith Bühler, Meret Reiser, Christoph Heitz

Soziale Arbeit digital transformiert

Wie der Spagat zwischen digital und sozial gelingen kann, zeigen die Projekte von Meret Reiser, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Departement Soziale Arbeit. Basierend auf einem Projekt, das im ZHAW-internen Förderprogramm «Digital Futures Fund» (DFF) unterstützt wurde, entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der School of Engineering. Ganz neu im ZHAW Portfolio: eine Weiterbildung, in der Sozialarbeitende digitale Kompetenzen erlangen können.

Technik und Soziale Arbeit sind auf den ersten Blick gegensätzliche Gebiete: Während technische Disziplinen auf Objektivität, Effizienz und Optimierung fokussieren, geht es in der Sozialen Arbeit darum, Menschen in ihren subjektiven, vielschichtigen Bedürfnissen und Zielen möglichst ganzheitlich zu unterstützen. Die digitale Transformation durchdringt nun aber seit mehreren Jahren viele Lebensbereiche und wir sind alle davon betroffen, sagt Meret Reiser gleich zu Beginn des Gesprächs. Auch in der Sozialen Arbeit stellen die digitalen Entwicklungen ein Querschnittsthema dar. Sie beeinflussen sowohl die Theoriebildung, die Praxis als auch die Hochschulausbildung.

Soziale Arbeit digital?

Verschiedene Studien beleuchten die Chancen und Herausforderungen, die sich für die Soziale Arbeit erschliessen. Meret hält in ihren Forschungsarbeiten fest, dass die Corona-Pandemie die digitale Transformation beschleunigte: «Sie zeigte unter anderem, dass gewisse professionelle Gespräche im digitalen Setting durchgeführt werden können und je nach Zielgruppen Vorteile bieten. Dazu zählen beispielsweise erhöhte Flexibilität und Effizienz, Wegfallen der Reisezeit oder Infrastruktur. Gleichzeitig zeigten sich auch ethische und organisationale Herausforderungen, beispielsweise bezüglich dem Datenschutz oder der Infrastruktur (vgl. u.a. Eser Davolio et al, 2021).»

Digitale Kompetenzen von Sozialarbeitenden

Gerade weil es Herausforderungen gibt, wird die Technik in der Sozialen Arbeit teilweise mit Argwohn betrachtet. Ermel und Stüwe stellen eine weitverbreitete «unspezifische Technikskepsis» sowie eine «geringe Qualifikation in technischen Belangen» und mangelnde bereichsübergreifende Kompetenzen unter Fachpersonen in pädagogischen und sozialarbeiterischen Berufen fest (2019, S. 53–60). Meret erkennt diese Lücken und möchte Sozialarbeitende ermutigen, sich digitale Kompetenzen anzueignen und auch bei der Entwicklung neuer technischen Lösungen mitzureden. Sie ist sich sicher, dass die Mitgestaltung essentiell ist, damit diese den Bedürfnissen der Adressat:innen entsprechen und deren Realität widerspiegelt. Nur so fliessen ethische und professionelle Überlegungen und Grundsätze von Sozialarbeitenden in die Technologien mit ein. Denn das Ziel sollte sein, marginalisierte Bevölkerungsgruppen nicht (noch mehr) zu diskriminieren oder von den gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen abzuhängen, sondern Digitalisierungsprozesse gemeinsam mit Adressat:innen, Anwender:innen und Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen zu gestalten.

Vom DFF-Projekt …

Meret nimmt sich dem Thema an und schlägt mit einem DFF-Projekt «Machine Learning und Algorithmen in der Sozialen Arbeit» die Brücke zwischen den verschiedenen Departementen. Im Projekt arbeitet sie mit einem Team, das sich aus Personen aus dem Departement Soziale Arbeit und der School of Engineering zusammensetzt. «Die Zusammenarbeit mit Techniker:innen funktioniert bestens, aber ab und sprechen wir eine andere Sprache», lacht Meret. «Es kam vor, dass ich an einem Anlass dreimal nachfragen musste und eine Frage trotz Umformulierungen nicht verstanden habe. Eine andere Person hat es mir dann aus der Fachsprache «übersetzt»». Projektpartner Christoph Heitz von der School of Engineering ergänzt: «Auch wenn es manchmal etwas dauert, bis man eine gemeinsame Sprachbasis gefunden hat: Nur in einer solchen interdisziplinären Zusammenarbeit können Ansätze und Lösungen entwickelt werden, bei denen technische Möglichkeiten der Digitalisierung so umgesetzt werden, dass sie in der Praxis Nutzen stiften. Ich bin sehr froh, dass wir an der ZHAW so gute Möglichkeiten für diese Art der Zusammenarbeit haben.» Aus dem DFF-Projekt ergaben sich weitere Kollaborationen.

… Zum Weiterbildungskurs

Im November 2023 startet nun zum ersten Mal der CAS «Digitale Kompetenzen in der Sozialen Arbeit» unter der Leitung von Meret und der Co-Leitung von Judith Bühler. Der CAS wird gemeinsam vom Departement Soziale Arbeit und der School of Engineering getragen. Teilnehmende erfahren dort nicht nur mehr zu Datenschutz, inklusive Gestaltung von Digitalisierungsprozessen, Arbeitsorganisation mithilfe digitaler Tools, Algorithmen und anderen Themen, sondern arbeiten sehr praxisorientiert an einem Projekt, das eine Fragestellung aus ihrem Arbeitsbereich betrifft. «Die Digitalisierung ist sehr komplex und kann überfordernd sein. Im CAS werden wir ganz konkret auf ein individuelles Problem eingehen, wodurch sich die Teilnehmenden Orientierung verschaffen können», sagt die Studienleiterin.

Diagramm von einem Kompass mit folgenden Themenbereichen: Tool-Koffer, Innovationsmanagement, Datenschutz, Umgang mit Daten, Algorithmen, Menschenorientiertes Arbeiten, Kommunikation und Ethik.
Individueller Kompass für die eigene Facharbeit.

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