Wie verbreitet ist das Benutzer-Tracking in Apps in der Schweiz?

Vollständiger Artikel zum Thema: Nico Ebert, Michael Schmid, Yannik Böni: Verbreitung von App-Tracking in der Schweiz, digma – Zeitschrift für Datenrecht und Informationssicherheit, Ausgabe Dezember / 2019.

Benutzer werden nicht nur auf Webseiten, sondern auch in Apps getrackt. Das App-Tracking dient primär der Optimierung von Apps und der Personalisierung von Werbung. In aller Regel nutzen Anbieter einer App zum Tracking Plugins anderer Unternehmen, die in die App integriert werden («Third-Party Tracking»). Diese Plugins identifizieren den Nutzer anhand von eindeutigen Merkmalen und übermitteln die Daten zum Plugin-Anbieter. Der Plugin-Anbieter stellt dem App-Anbieter schliesslich Nutzungsstatistiken zur Verfügung oder nutzt die Daten zur (Echtzeit-)Personalisierung von Werbeanzeigen in der App.

In zwei Abschlussarbeiten wurde die Verbreitung des App-Trackings in Android-Apps in der Schweiz untersucht. In beiden Arbeiten lag das Augenmerk neben der Identifikation von Third-Party-Trackern und deren Anbietern auch auf der Frage, ob das Tracking in den Datenschutzerklärungen der Apps erwähnt wird. Eine Liste der betroffenen Apps und Tracker finden Sie am Ende des Beitrags.

Tracking in den beliebtesten kostenlosen Android-Apps

Michael Schmid hat in seiner Masterarbeit die 540 populärsten kostenlosen Android-Apps im Google Play Store analysiert (Stichtag: 3.3.2019). Die Tracker wurden anhand von Signaturen in den App-Dateien aufgespürt. Von den analysierten 540 Apps enthielten 93% mindestens einen Tracker. Die drei verbreitetsten Tracker sind Google Firebase Analytics, Google Ads und Google DoubleClick (alle Alphabet-Konzern), gefolgt von den Trackern von Facebook (Login, Share und Analytics). Bei der Hälfte der untersuchten Datenschutzerklärungen konnten Hinweise auf eine Datenerhebung mittels Third-Party-Trackern ermittelt werden. Einige Datenschutzerklärungen wiesen lediglich indirekt auf das Tracking hin (etwa durch den Verweis auf die Einbindung von Produkten von Facebook).

Tracking in Android-Apps der Schweizer Bundesverwaltung

Yannik Böni hat in seiner Bachelorarbeit 51 Android-Apps mit Bezug zur Schweizer Bundesverwaltung untersucht (Stichtag: 1.4.2019). Dazu zählen Apps, die direkt oder im Auftrag der Bundesverwaltung publiziert und/oder finanziell von der Bundesverwaltung unterstützt wurden. Zunächst wurde in den App-Dateien bei 29 Apps mindestens ein Tracker identifiziert. Anschliessend wurden die Apps ausgeführt und ihr Verhalten analysiert. In 21 Apps (41%) konnte eine Tracking-Aktivität beobachtet werden, wobei 18 dieser 21 Apps Daten an den Alphabet-Konzern und 8 Apps die eindeutige Google Advertising ID übermitteln. Fast alle der 21 Apps übertragen Geräteinformationen wie das Modell oder die Version des Betriebssystems. Nur bei 25 der 51 Apps war im Google Play Store eine Datenschutzerklärung hinterlegt. Die vollständige Offenlegung der eingesetzten Third-Party-Trackern konnte bei keiner der 21 Apps festgestellt werden.

PDFs zum Herunterladen:

Mehr über Tracking erfahren am WINsights Symposium 2020

Beim WINsights Symposium 2020 am 12. März in Winterthur erfahren Sie in einem Thementrack mehr über Tracking und dessen rechtskonforme Umsetzung.

Ein Beitrag von Dr. Nico Ebert


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