In den letzten Jahren haben sich logistische Aktivitäten zunehmend aus der Innenstadt an den Stadtrand und noch weiter hinaus verlagert, was auch als Logistics Sprawl bezeichnet wird. Gleichzeitig steigt die innerstädtische Güternachfrage, zum Beispiel durch E-Commerce. Durch diese beiden Trends nehmen die durch Logistikdienstleister zurücklegen Tonnenkilometer stark zu. Prognosen für Zürich sagen bis 2040 eine Zunahme des Paketaufkommens um 75 % voraus, was zu einer Vergrösserung der Logistikflotte um 37 % führt.
Um den Studierenden die Herausforderungen und Lösungsansätze im Bereich der urbanen Logistik näher zu bringen, setzt das INE im Rahmen der Aus- und Weiterbildung aktive Lehrmethoden ein. Eine Form hiervon ist das Logistik-Planspiel, welches durch den INE-Schwerpunkt «Nachhaltiges Supply Chain Management und Mobilität» angeboten wird.
Ziel des Logistik-Planspiels ist es, die Problemstellungen der Logistik selbst zu erleben und Konzepte zu entwickeln, wie die Paketzustellung auf der letzten Meile verbessert werden kann. Das Planspiel wird bewusst vor der Theorie durchgeführt, um mit Offenheit und kreativen Ideen in die Themenfelder der urbanen Logistik und Tourenplanung einzusteigen.
Das Spiel wird exemplarisch auf dem Stadtplan von Winterthur gespielt. Das Gebiet wird durch ein Quadrat dargestellt und ist von aussen nach innen in die folgenden drei Zonen unterteilt: Umland, Agglomeration, Stadtzentrum, was sich auf den Kilometerpreis auswirkt, da Fahrten durch das Stadtzentrum länger dauern als im Umland.
Vier Logistikdienstleister (jeweils 1-3 Studierende) spielen auf demselben Stadtgebiet und erfüllen Transportaufträge. Ziel des Spiels ist die Erfüllung aller Aufträge zu minimalen Kosten. Die Transportaufträge bestehen aus bis zu zwei verschiedenen Warenklassen, welche an mehrere Ziele in der Stadt zu liefern sind. Hierbei wird gezählt, wie viele Felder in welchen Zonen zurückgelegt werden. Für die Erfüllung der Aufträge stehen Lego-Trucks mit beschränkter Ladekapazität zur Verfügung. Das Spiel wird über mehrere Runden gespielt, wobei nach jeder Runde eine Optimierungsphase folgt. Die Optimierungen stellen dann die Basis für die jeweils nächste Runde dar.
Durch das Planspiel eignen sich die Studierenden vertiefte Kenntnisse zu Logistik auf der letzten Meile, zu unterschiedlichen Hubkonzepten im urbanen Raum, zu den Vorteilen von kollaborativen Logistikdienstleistungen und zur Nachhaltigkeitsdiskussion der urbanen Logistik an.