Die Modeindustrie zeichnet sich grösstenteils durch eine Massenproduktion von homogenen und standardisierten
Modeartikeln aus. Um auf schnell ändernde Trends reagieren zu können, werden neue Produkte in immer kürzeren Abständen in den Verkauf gebracht. Das Push-Produktionssystem der Fashionindustrie weist mit seinen schnell wechselnden Modezyklen eine systeminhärente Nachhaltigkeitsproblematik, wie z.B. Überproduktion, auf. Dies verändert auch das Verbraucherverhalten hin zu Überkonsum und einer Wegwerfgesellschaft, was mit hohen Umwelt- und Sozialkosten verbunden ist. Die aktuelle Klimakrise und Umweltzerstörung stellen traditionelle push-orientierte Massenproduktionsparadigmen in Frage und treiben den Bedarf an neuen und innovativen Geschäftsmodellen voran, welche Nachhaltigkeit als ein entscheidendes Designelement beinhalten. Dies erhöht generell den Druck, Produktionssysteme grundlegend zu überdenken. Die Umgestaltung des Lieferkettendesigns von einem Push- zu einem Pull-System könnte potenzielle Vorteile wie Ressourcenschonung, geringere Überproduktion, minimale Lagerhaltungskosten und weniger Transportaufkommen mit sich bringen. Vor diesem Hintergrund hat das Team Nachhaltiges Supply Chain Management des ZHAW-INE das Projekt “Transformation der Textilindustrie von Push- zu Pull-Produktion durch Digitalisierung” lanciert und kann dank finanzieller Unterstützung der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH) umgesetzt werden.
“Das Push-Produktionssystem der Fashionindustrie weist eine systeminhärente Nachhaltigkeitsproblematik auf.“
Das Ziel des DIZH-Projektes ist die Entwicklung einer Cloud-basierten Plattform, um Supply Chains der Textilindustrie aus einem Push- in ein Pull-System überführen zu können und somit die Textilproduktion nachhaltiger und transparenter zu gestalten. Diese digitale Plattform ist somit das Schlüsselelement in der Transformation von Push- zu Pull-Produktion.
Zukünftige Liefernetzwerke sollen, zentriert um diese Plattform herum, entwickelt werden. Die Plattform bringt Endkunden, Modedesigner, Konfektionäre (Nähereien), sowie Stoff- und Kurzwarenlieferanten zusammen und hat das Potenzial, die Textilindustrie auf disruptive Weise zu liberalisieren und maximal transparent zu gestalten. Das Front-end der Plattform beinhaltet die Entwicklung eines Web-Interface und einer Mobile-App, die Erstellung eines persönlichen Avatars basierend auf den individuellen Körpermassen des Konsumenten und die Integration einer Engine für die virtuelle Anprobe, sowie die Entwicklung von passenden Value-added Services. Durch die Einbindung von CAD-Schnitten der Kleidungsstücke in die Plattform und Kombination mit dem Avatar soll eine passgenaue, virtuelle Anprobe von Kleidung ermöglicht werden. Endkunden können mit ihrem persönlichen 3D-Avatar Kleidungsstücke virtuell anprobieren und kaufen. Das Back-end der Plattform beinhaltet die Integration aller Akteure der textilen Lieferkette, die Integration von CAD Modellen, die Programmierung und Integration eines KI-basierten Prognosesystems und die Entwicklung einer Zuteilungslogik.