Mindfulness ist in der IT neu und noch nicht ganz angekommen. Themen wie Achtsamkeit, emotionale Intelligenz oder Meditation werden gerne als «Nonsens» abgestempelt. Katja Kurz kennt die gängigen Vorurteile. Sie ist Wirtschaftsinformatikerin am SML. Kurz unterrichtet innerhalb des MAS IT-Leadership und TechManagement im CAS IT Leadership und Organisation das Thema Mindfulness. Und sie lässt die Teilnehmer Meditation am eigenen Körper erfahren. Spätestens seit Corona und Homeoffice seien die Themen omnipräsent. «Viele fühlen sich gestresst, haben Sorgen und Ängste, was diese instabile Zeit betrifft. Menschen vereinsamen oder sehnen sich nach mehr Ruhe im Kopf. Mindfulness ist aktuell als Megatrend in aller Munde», so Kurz.
Unter Mindfulness (Achtsamkeit) versteht sie insbesondere auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Für Vorgesetzte in der IT sei das oft ein Paradoxon. «Warum soll ich mich mit mir selbst beschäftigen, wenn ich andere Personen führen muss? Das IT-Management muss logisch denken. Einige glauben, dass Innehalten oder Mitfühlen Zeitverschwendung oder gar eine Form von Schwäche ist», sagt Kurz. Für sie hingegen ist klar: Wer selbst gestresst ist und sich nicht wahrnimmt, führt schlechter und ist weniger innovativ. Ihr Credo: Wer achtsam, fokussiert und mitfühlend ist, handelt innovativ und kooperiert innerhalb eines diversen Teams erfolgreicher «Nicht ohne Grund kommen uns zum Beispiel beim Sport oder unter der Dusche die besten Ideen. Weil wir nicht abgelenkt werden», erklärt Kurz.
Meditieren heisst nicht Nichtstun
In ihrem Kurs «Peak Performance in Action» bringt Kurz den Teilnehmenden bei, auf sich selbst zu hören und achtsamer zu kommunizieren. Ihr Tag steht unter dem Motto «Achtsam führen, um erfolgreich zu führen» und baut auf dem ersten Mindfulness-Tag ihres Kollegens Elias Jehle auf. Natürlich sei Mindfulness nicht nur etwas für IT-Führungspersonen. Jeder könne davon profitieren, so Kurz. Beispielsweise mit diesen fünf Tipps:
- Finger weg vom ständigen Multitasking. Monotasking für ein mehr an Fokus.
- Ständige Erreichbarkeit bringt niemandem etwas. Ruhig mal für eine kreative Aufgabe die Internetverbindung ausschalten oder sich zurückziehen.
- In Gesprächen genau zuhören, was das Gegenüber sagt und nicht nur auf eine Pause warten, um die eigene Botschaft zu platzieren, die bereits feststand, bevor der Andere anfing.
- Meditieren bedeutet vor allem am Anfang nicht ausschliesslich Stillsitzen und Nichtstun. Auch ein Spaziergang in der Natur oder das Spielen eines Musikinstruments können meditativ sein.
- In den ersten Minuten nach dem Aufstehen und bevor das Handy den Alltag bestimmt die Mission des Tages festlegen. Was will ich heute erreichen? Idealerweise stellt man sich diese Frage auch vor jedem Meeting. Durchatmen und sich fragen: Was ist das, was ich JETZT erzielen möchte?
Kurz ist es wichtig, den Teilnehmenden ihres Kurses «Peak Performance» folgende Botschaft zu vermitteln:
Den Abschluss ihres Workshops bildet jeweils eine 20 Minuten lange Entspannungs-Meditation. So unterschiedlich wie die Teilnehmenden sind, so unterschiedlich fallen auch die Feedbacks zu den zwei Tagen aus. «Vielen hat die Meditation erstaunlich gut gefallen, sie fühlten sich danach sehr entspannt und wollen das öfters ausprobieren. Zwei der Teilnehmenden konnten allerdings direkt nach dem Kurs noch nicht viel mit Mindfulness anfangen und hielten das Thema nach wie vor für Nonsens .» Das dürfte Kurz allerdings kaum aus der Bahn werfen . Schliesslich weiss sie, dass die Erkenntnis manchmal auch erst zu einem späteren Zeitpunkt kommt. Dies zeigt wiederum deutlich: Sie ist ein Profi, wenn es um innere Ausgeglichenheit geht.
Mehr Informationen zum CAS IT-Leadership und innovative Organisationen inkl. Performance in Action: https://www.zhaw.ch/iwi/casilio