Winter is Coming

Die Aussicht auf ein Herbstsemester in Kopenhagen inklusive skandinavischem Winter hat mir im heissen Zürcher Badi-August schon einige Sorgen bereitet. Gruselgeschichten von jenen Freunden, die das Abenteuer der kalten Dänemark-November und Schweden-Dezember schon gewagt hatten, erzählten von wochenlangen Regenschauern, bitterkalten Kältephasen und beissenden Windstürmen. Meine Erwartungen für die Wintermonate in Kopenhagen waren also reichlich düster.

Für alle, die sich ein Herbstsemester im Norden überlegen, kann ich nun Entwarnung geben: Es ist halb so wild. Kälter als in der Schweiz wird es hier nicht und ja, es ist zwar windig, aber wirklich hart wird’s eigentlich nur auf dem Velo. Schnee liegt im flachen Dänemark kaum und tatsächlich gibt es relativ häufig erfrischende (wenn auch sehr kalte) Sonnentage, die diese wunderschöne Stadt in ihrer ganzen Pracht scheinen lassen.

Leider aber tatsächlich wahr und nicht zu unterschätzen ist das grosse Dunkel. Die Sonne (wenn man sie glücklicherweise zu Gesicht bekommen hat), verabschiedet sich mit jedem Tag früher und früher und Schweizer Winterabende mit Tageslicht bis 17 Uhr werden zur Wunschvorstellung. Um Drei Uhr Nachmittags schaltet man besser die Velolichter ein und wer um Vier noch nicht zu Hause ist, hofft besser auf starke Strassenlichter oder bald schon den Mondschein.

So dramatisch das Ganze auf Austauschstudent:innen wirken mag – die Dän:innen sind sich diese Konditionen natürlich gewöhnt. Und wie sie damit umgehen, ist ziemlich festlich: Die Weihnachtszeit beginnt hier einfach schon Anfangs November! Die gesamte Stadt blinkt in froher Weihnachtsbeleuchtung, man kann schon Ende Herbst Weihnachtsmärkte und Glühwein geniessen, die Christmas-Songs werden schon vor dem ersten Schnee in Dauerschleifen gespielt und die trinkfreudigen Dän:innen haben eine ganz besondere November-Weihnachtstradition: J-Dag. Der erste Freitag im November, dieses Jahr der 3.11, ist J-Dag und ein grosses Fest in ganz Dänemark. Es läutet nämlich die köstliche Zeit des Jule-Bryg, Weihnachtsbier, ein! Die nationale Bierfabrik TUBORG kreiert jedes Jahr eine dunklere, stärkere Weihnachtsedition ihres bekannten Bieres und bring dieses am J-Dag um genau 21.00 Uhr auf den Markt, in die Bars und in zahlreiche dänische und austauschstudentische Kehlen. Um Punkt Neun befindet man sich also am Besten ganz vorn in der Wirtschaft seines Vertrauens und hat die Kronen schon gezückt – denn das Bier schmeckt tatsächlich festlich, weihnachtlich, dunkel und stark wie das dänische Wetter und läutet die Weihnachts-Festlichkeiten ein.

Mit solchen Traditionen lässt sich es sich im nordischen Winter problemlos aushalten.

Skål!


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