Lehrunterlagen für das papierlose Arbeiten optimieren

Das digitale Annotieren von Lehrunterlagen hat so seine Tücken; insbesondere, wenn die Lehrunterlagen ursprünglich für die Nutzung in ausgedruckter Form konzipiert wurden. Zwar werden die Touchscreens und Stifte der Geräte sowie die Notizen-Applikationen immer besser, mit ein paar Tricks lassen sich die Unterlagen aber noch explizit für das digitale Arbeiten optimieren.

Warum braucht es eine Optimierung der Unterlagen?

Dass noch Optimierungspotenzial besteht, zeigt die unten stehende Auswertung zur Eignung der Lehrunterlagen.

Ein Grossteil der Lehrunterlagen wird als PDF über das Learning Management System Moodle zur Verfügung gestellt. PDFs haben den Vorteil, dass sie plattformunabhängig annotiert und mit handschriftlichen Notizen ergänzt werden können.

Wir haben unsere Studierenden natürlich gefragt, wie die Situation ihrer Meinung nach verbessert werden könnte und haben viele gute Rückmeldungen erhalten. Anbei ein kleiner Auszug:

Unterlagen klar benennen, strukturieren und nur eine Version zur Verfügung stellen

  • Einheitliche Handhabung betreffend Benennung des Unterrichtsmaterials über alle Fächer hinweg, d.h. entweder Wochennummer, Datum, etc. Dies erlaubt es den Studenten, das Material richtig abzulegen. Bisher musste man die Files z.T. selber benennen, um die Chronologie zu gewährleisten. Dann stimmt dar Filename aber nicht mehr mit Moodle überein und man ist nie sicher, dass man alles hat.
  • Die Dozenten sollten unbedingt ihre Vorlesungsfolien und Unterlagen auf Moodle nach einem einheitlichen Schema benennen. Zum Beispiel: Kurs_Thema der Vorlesung_Datum (oder ähnlich).
  • PDF-Dateien mit Fragestellungen/Übungen sollten nicht 2x hochgeladen werden (wurde z.T. so gemacht vor der Vorlesung ohne und nach der Vorlesung mit). Da hat man von vor/während der Vorlesung eine Datei mit Annotationen aber ohne Lösungen und nachher eine mit Lösungen aber ohne Annotationen.

Einheitliche Struktur auf Moodle anbieten

  • Einige Vorlesungen waren auf Moodle nicht gut organisiert.
  • Eine gute Strukturierung hilft sehr viel beim Selbststudium und in der Lernphase.
  • Einheitliche Struktur aller Module: Es wäre sehr hilfreich, wenn es eine einheitliche Beschriftung der Files gäbe (nicht nur innerhalb des einzelnen Moduls, sondern gesamthaft gemäss Vorschrift!).
  • Jeder Dozent macht es Irgendwie. Man sollte Ordner erstellen mit SW1, SW 2, ..SW14 arbeiten und jedes Mal alles was an dieser Woche stattfand dort rein werfen. So ist es viel übersichtlicher und sinnvoll. Für die Lernphase auch viel leichter sich zu orientieren.
  • Die Daten sollten pro Woche hochgeladen werden und nicht pro Thema. So muss man nicht jedes Mal die gesamte Seite nach neuen Daten absuchen.
  • Es wäre hilfreich, eine Benachrichtigung zu erhalten, wenn überarbeitete Files im Nachhinein noch hochgeladen werden.

PowerPoint Präsentation nicht als Skript nutzen

  • Das Arbeiten mit Präsentationen führt dazu, dass man keine umfangreicheren Papierunterlagen (Bücher) benutzt. Die Präsentationen sind gemäss meiner Erfahrung keine gute Vorstellung des Stoffs. Die Folien sollten im Prinzip das darstellen, was der Dozent nicht sagen kann (Bilder, Grafik usw.) aber in unserem Fall wird häufig der ganze Stoff in die Folien rein gepresst.
  • Falls man die Folien ausdrucken möchte, muss man sich immer überlegen: macht es Sinn, 50 Seiten auszudrucken, wenn die Mehrheit des Platzes für Hintergrund, Rahmen und Text mit Schrittgrösse 26 benutzt wird?

Unterlagen so gestalten, dass genügend Platz für Annotationen besteht

  • Die Unterlagen von gewissen Fächern besser gestalten damit genug Platz ist um hineinzuschreiben.
  • Mehr Platz zwischen den Aufgaben für die Eingabe der Antwort.
  • In jeder Vorlesung Skripts mit Platz zum reinschreiben.

Neue Möglichkeiten nutzen

  • Einige Dozenten nutzen das papierlose System optimal, während der Vorlesung + Fragen auf Moodle mit entsprechender Lösung. Für andere ist es die Bequemlichkeit, ein Skript auf Moodle zu stellen und damit fertig zu sein, folglich sind sie nicht interessiert an der papierlosen Möglichkeit. Wenn nicht alle mitziehen ist ein flächendeckender Erfolg leider nicht erreichbar.
  • Dozierende sollten sich auch daran halten. Viele haben hin und wieder Skripte etc. ausgedruckt, obwohl dies problemlos auch digital möglich wäre. Dann wird es halt mühsam, einiges auf Papier, einiges auf Computer

Tipps zur Optimierung der Lehrunterlagen und der online Kursoberflächen

Die Rückmeldungen haben wir in folgende Tipps für die Optimierung der Lehrunterlagen zusammengefasst:

  1. Benennen Sie Dokumente einheitlich, verständlich und klar.
  2. Optimieren Sie eingescannte PDFs mit OCR, damit die Studierenden Texte darin durchsuchen und annotieren können.
  3. Optimieren Sie grosse PDF’s für die Anzeige auf dem Web und auf mobilen Geräten.
  4. Bieten Sie nach Möglichkeit barrierefreie PDF’s an.
  5. Erstellen Sie aus den Überschriften im Word Lesezeichen für die Navigation im PDF.
  6. Vergrössern Sie die Seitenränder in Skripten und Präsentationen.
  7. Nutzen Sie Online-Quiz statt statische Arbeitsblätter.
  8. Verlinken Sie Online-Ressourcen (z.B. Literatur, e-Books, Webseiten, Videos, Quiz).
  9. Gestalten Sie übersichtliche Kursoberflächen in der online Lernumgebung.
  10. Laden Sie Unterlagen spätestens 24h vor dem Unterricht hoch.
  11. Stellen Sie sicher, dass Studierende wissen, für welche Lektion sie welche Unterlagen benötigen.
  12. Bieten Sie immer eine digitale Variante an, auch wenn Sie Papier verteilen.

Anleitung für das Optimieren der Lehrunterlagen

Wir haben für unsere Lehrpersonen eine Anleitung für das Optimieren der Lehrunterlagen erstellt. Gerne teilen wir diese Infos hier mit unseren Leserinnen und Lesern.

Download Handbuch: Lehrunterlagen und Moodle-Kurse für das papierlose Studium optimieren

Digitale Lehrunterlagen funktionieren wie Hypertext

Beim Erstellen von digitalen Lehrunterlagen hilft es zudem, sich die Prinzipien des Hypertextes zu verinnerlichen. Zwar sind PDFs kein Hypertext, aber digitale Unterlagen teilen mehr als eine Gemeinsamkeit mit Hypertext:

  • Links führen auf weitere Ressourcen.
    Anders als bei einem analogen Dokument, können Sie auf weitere Ressourcen verlinken. Benennen Sie die Links klar, damit die Studierenden nicht nur sehen, wohin der Link führt, sondern auch verstehen warum dieser für sie relevant sein könnte.
    Links wie “Weitere Informationen finden sie hier sind weniger aussagekräftig als z.B. “Informationen zum zur Totalrevision des CO2-Gesetzes finden Sie auf der Webseite des Bundesamts für Umwelt”.
  • Inhalte sind interaktiv und multimedial
    Nutzen Sie die Möglichkeiten der digitalen Unterlagen und verlinken Sie im Text z.B. auf ein Video um Inhalte zu veranschaulichen oder auf ein Quiz zur Selbstevaluation.
  • Der Einstieg kann überall erfolgen
    Digitale Dokumente werden oft fragmentarisch gelesen. Ähnlich wie beim Texten fürs Web ist es daher sinnvoll, den Inhalt in gut strukturierte Absätze mit Überschriften zu unterteilen. Dabei sollte jeder Absatz einen Gedanken verfolgen und eine aussagekräftige Überschrift haben.
    Achten Sie besonders darauf, dass wichtige Stichworte in den Überschriften vorkommen, damit Ihre Leserinnen und Leser über die Suche oder die Navigation rasch zu den richtigen Inhalten gelangen.
  • Die Übersicht fehlt
    Für Studierende ist es oft schwierig, den Umfang, bzw. die Bearbeitungszeit von digitalen Unterlagen abzuschätzen. Wenn man ein 300-seitiges Buch in den Händen hält, kann man den Inhalt alleine schon aufgrund des Gewichtes abschätzen.
    Fügen Sie zur Verbesserung der Übersicht daher immer ein Inhaltsverzeichnis als Lesezeichen ein und nummerieren Sie die Seiten. Eine tolle Hilfe ist auch ein Hinweis zur Bearbeitungszeit, z.B. eines Skriptes, sofern Sie diese korrekt einschätzen können.

Eine gute Hilfe für die Gestaltung von Lehrunterlagen sind die Grundprinzipien des Universal Design for Learning (UDL), insbesondere die Guidelines 2 zu den verschiedenen Formen der Darstellung. Leider sind diese Informationen zurzeit nur in Englischer Sprache verfügbar. 

Warum keine eBooks?

Multimediale eBooks wären grundsätzlich eine bessere Option als die statischen PDFs, weil sich das Layout dynamisch der Bildschirmgrösse anpasst. Zudem unterstützt das EPUB 3.0 Format, welches auf HTML5 basiert, nebst Text und Bild auch Notizen, Audio- und Videodateien sowie JavaScript und eingebettete Schriften. In einem eBook kann man z.B. die Schriftgrösse anpassen, was das Lesen angenehmer gestaltet.

Mit Software wie z.B. dem Apple iBooks Author können auch Laien eBooks mit multimedialen und interaktiven Inhalte erstellen. Allerdings können diese iBooks nur auf Mac und iOS gelesen werden, wodurch sie für uns nicht nutzbar sind. Leider könnten sich die Anbieter von eBooks noch nicht auf einen Standard einigen.

Unsere letzten Erfahrungen mit dem EPUB eBook Editor Sigil liegen schon eine Weile zurück, aber die Entwicklung und Lizenzierung eines interaktiven und multimedialen eBooks im offenen EPUB 3.0 Format scheint nach wie vor entweder eine technische, rechtliche oder finanzielle Herausforderung zu sein. Zwar gibt es vielversprechende Anbieter wie z.B. Publiwide oder edubase, aber die Kosten für die Entwicklung von eBooks sind um ein Vielfaches höher als das Erstellen von PDFs.

Schlagwörter: eBook, Handbuch, Moodle, Notizen, PDF

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