HR als Treiber der Markenwerte

Portrait Bruno Hauser EKZ

Bruno Hauser

Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich, kurz EKZ, haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit ihrer künftigen Ausrichtung und der Positionierung beschäftigt. Resultat: Neue Markenwerte. Einen davon möchte ich herauspicken: Einfachheit. In diesem an sich einfachen, ja fast schon banalen Wert, steckt ganz viel Kraft. Auch wenn ich hinter allen unseren Markenwerten mit Überzeugung stehen kann, so gebe ich doch gerne zu: Die Einfachheit ist mein Lieblingswert.

Strom ist ein intangibles Gut. Und auch sonst ein schwer fassbares. Strom sieht man nicht, hört ihn nicht, riecht ihn nicht. Womit können sich nun also die Anbieter differenzieren? Klar, über den Preis. Oder über gute Services – Dienstleistungen, die verständlich sind, die einfach zu beziehen sind, deren Abwicklung einfach ist. Soweit, so gut. Doch was heisst das nun für HR?

Einfachheit in den HR-Prozessen

Der Markenwert «einfach» ist – nomen est omen – auch wunderbar einfach auf die HR-Welt adaptierbar: Auf die internen Prozesse, auf den Umgang untereinander, auf die Art und Weise, wie interne Prozesse ablaufen. Nimmt man den Markenwert ernst und versucht, ihn konsequent auf die Personalarbeit anzuwenden, wird klar, wie viel bisweilen fast schon subversive Energie darin steckt. Wie einfach sind die jährlichen Zielvereinbarungsprozesse und die MbO-Gespräche? Wie einfach das Bestellverfahren für ein individuelles IT-Programm? Wie einfach ist das Zeiterfassungssystem? Wie einfach die Gestaltung der Meetings? Spannend: Wer versucht, den Markenwert «Einfachheit» konsequent anzuwenden, tangiert schnell andere Werte. Beispielsweise das Vertrauen. Denn wer komplizierte Freigabe- und Bewilligungsprozesse vereinfacht, muss den Verlust an Kontrolle fast zwangsläufig mit einer ebenso grossen Portion an Vertrauen kompensieren. Der sich unter einem harmlosen Deckmantel tarnende Markenwert «Einfachheit» entfaltet bei ernsthafter Umsetzung urplötzlich eine enorme und so vielleicht vorher ungeahnte Kraft. Das gefällt mir, das finde ich grossartig. Im Vergleich zu komplexen Kundenbeziehungen lassen sich manche HR-Prozesse verhältnismässig einfach auf Einfachheit trimmen – wenn denn die Organisation bereit dafür ist. So wird HR zum Treiber und zum «Phasenprüfer» der neuen Unternehmenswerte.

Einfachheit am Beispiel des EKZ-Arbeitgeberauftritts

Einfachheit lässt sich aber auch gut gegen Aussen sichtbar machen. Wie ernst es uns vom HR ist, die Markenwerte nicht als Papiertiger, sondern als (umsetzungs)hungrige Löwen zu betrachten, ist schon jetzt – erst einige wenige Monate nach der Einführung der Markenwerte – im externen Personalmarketing sichtbar. Mit dem Anspruch, die einfachste (und coolste!) Karriere-Webseite der Branche zu entwickeln, haben wir in einem ersten Schritt unsere EVP, die Employer Value Proposition, geschärft. Konkret haben wir die bestehenden Arbeitgebervorteile auf deren Markenfit überprüft. Dann haben wir entrümpelt und den Arbeitgeberauftritt von unnötigem Ballast befreit. Denn in bester Absicht, möglichst umfangreiche Informationen bereitzustellen, sind wir in der Vergangenheit da und dort der Versuchung erlegen, immer noch mehr Informationen und Dokumente im Web abzulegen.

Doch die Kommunikationsgewohnheiten der Zielgruppen der EKZ-Personalwerbung haben sich längst gewandelt. Bilder, vor allem Videos, werden immer wichtiger. Und die Möglichkeit, sich schnell einen Überblick über die relevanten Informationen zu verschaffen. In Kontakt zu treten, das muss einfach – und persönlich – sein. So haben wir unsere Karriere-Webseite neu gedacht. Einfach strukturiert. Die wichtigsten Informationen einfach aufbereitet. Die Kontaktaufnahme – jetzt direkt und einfach, auf Wunsch sogar mit Rückrufbutler. Unsere Website ist nun ein ganz einfacher «Onepager» – runterscrollen und fertig. Keine Linksammlungen, die ins Nirwana führen. Keine unnötigen Informationen. Dafür Arbeitgebervorteile, die als Videokurzgeschichten daherkommen. Und auch die Stelleninserate sind aufgeräumt und einfach. Selbst die Herangehensweise war einfach: Keine aufgeblähte Projektorganisation, eine Handvoll Personen mit Lust, etwas zu verändern und die Marke zu legen. Das Konzept? Drei Flip-Chart Seiten, der Rest in den Köpfen – und den Herzen – der Beteiligten.

Es bleibt noch viel zu tun, längst sind noch nicht alle Abläufe auf grösstmögliche Einfachheit getrimmt. Auch in den Köpfen von uns allen muss noch einiges passieren – ich finde, Einfachheit ist gewissermassen auch eine Denke. Wir sind längst nicht am Ziel, aber mit den ersten frechmutigen Schritten gut auf Kurs. HR hat bei den EKZ in Bezug auf die Umsetzung der Markenwerte fast schone eine gewisse Vorreiterrolle übernommen. Darauf bin ich stolz, obwohl: «Eigentlich ist die Lösung ganz einfach» – sagte schon Alexander Solschenyzin. «Man muss sie nur finden».

Bruno Hauser ist Bereichspersonalleiter bei den EKZ in Zürich und als Teilprojektleiter mitverantwortlich für die Umsetzung der Markenwerte in verschiedenen Bereichen der Personalarbeit des zweitgrössten Energiedienstleisters der Schweiz.


1 Kommentar

  • Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Marke und Arbeitgeberpersönlichkeit zusammen spielen. Und warum es keine explizite Arbeitgebermarke in dieser Begrifflichkeit braucht. Der die interessantere Sichtweise auf Arbeitgebermarken wäre doch diese: was kann ein Arbeitgeber für die Marke tun? In dieser Anwendungsform ein großartiges Beispiel, herzlichen Dank!


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