«Die finanzielle Situation einer Person lässt sich nicht einfach an der Höhe des Bankkontos, der Altersvorsorge oder des Gehaltsschecks bemessen. Bei der Beurteilung des finanziellen Wohlbefindens müssen auch die finanziellen Erwartungen und Ziele sowie die individuellen Verhaltensweisen einer Person berücksichtigt werden.» Fidelity, 2024
Finanzielles Wohlbefinden beeinflusst das allgemeine Wohlbefinden
Viele Menschen befassen sich nicht gerne mit ihrer finanziellen Situation und treffen ungern finanziellen Entscheidungen. Mögliche Gründe dafür sind die Komplexität von Entscheidungen, die Ungewissheit der Ergebnisse und das Fehlen eines unmittelbaren Nutzens, das eigene Wissen oder die “kalte”, analytische Wahrnehmung von Finanzen (Agarwal et al. 2015; Benartzi et al. 2007; Choi et al. 2001; van Rooij et al. 2011; Park & Sela, 2018; Barrafrem, Västfjäll, Tinghög, 2020).
Dennoch haben finanzielle Entscheidungen einen wichtigen Einfluss auf finanzielle und andere Ergebnisse. So zeigen frühere Untersuchungen, dass finanzielles Wohlergehen einen signifikanten Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität hat (Brüggen et al., 2017; Garcia-Mata und Zeron-Felix, 2022; Kaur et al., 2021, Netemeyer et al., 2018; Riitsalu et al., 2023). Wenn wir also über Gesundheit und Wohlbefinden nachdenken, sollte die finanzielle Dimension nicht vernachlässigt werden: Finanzielles Wohlergehen ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit und das Wohlbefinden insgesamt.
Was ist finanzielles Wohlbefinden?
Das Consumer Financial Protection Bureau [CFPB] (2017) definiert finanzielles Wohlbefinden («Financial Well-Being», kurz: FWB) wie folgt:
«Zusammenfassend kann finanzielles Wohlbefinden als ein Zustand definiert werden, in dem eine Person laufenden finanziellen Verpflichtungen vollständig nachkommen kann, sich in Bezug auf seine finanzielle Zukunft sicher fühlen kann und in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen, die ein angenehmes Leben ermöglichen.» CFPB, 2017
In der Praxis wird der Begriff auch oft mit «Financial Wellness» oder «Financial Health» als Synonym verwendet. Sorgente & Lanz (2017) sehen das «Financial Wellness / Health» basierend auf ihrer Literaturanalyse jedoch als übergeordneten Prozess. Das Financial Well-Being ist das Ergebnis von Financial Wellness, also ein Zustand.
Das finanzielle Wohlbefinden umfasst gemäss CFPB (2017) vier Dimensionen:
- Die Kontrolle über die täglichen bzw. monatlichen Finanzen zu haben;
- Die Fähigkeit, einen finanziellen Schock zu verkraften;
- Auf dem richtigen Weg zu sein, um die finanziellen Ziele zu erreichen;
- Die finanzielle Freiheit, Entscheidungen zu treffen, die es ermöglichen, das Leben zu geniessen.
Schweiz hinkt im internationalen Vergleich hinterher
Das finanzielle Wohlbefinden kann auf verschiedenen Ebenen gefördert werden. Auf gesellschaftlicher Ebene fördert das OECD das finanzielle Wohlbefinden. Auf individueller Ebene bieten beispielweise Finanzdienstleister Unterstützung. Während das Thema bei australischen Banken (u.a. Commonwealth Bank) aber bereits aktiver angegangen wird, hinken Schweizer Banken noch hinterher. Erste Tendenzen wie beispielsweise Blog-Beiträge von Yuh sind aber erkennbar.
Let’s talk about Financial Well-Being
Dieser Blog setzt sich deshalb zum Ziel, in der Schweiz ein Verständnis für das finanzielle Wohlbefinden und seine Einflussfaktoren zu schaffen, sowie Best Practices aus dem In-/Ausland aufzuzeigen.